SZ +
Merken

Mit Palmsonntag beginnt die stille Woche

Gedanken für die Karfreitagswoche von Pfarrer Gerald Brause, Oßling/Großgrabe

Teilen
Folgen

Da haben wir Christen doch mal wieder einen schönen Namen in die Kalender gezaubert: Palmsonntag. Woher diese Fürsorge der Kirche für die Palmen?

Also: Es geht nicht um einen Palmen-Gedenktag. Sondern um das mahnende Wachhalten eines ziemlich zwiespältigen Ereignisses aus den letzten Lebenstagen von Jesus Christus vor seiner Kreuzigung: Jesus wird in seiner Landeshauptstadt Jerusalem spontan mit den Wink-Elementen der damaligen Zeit – Palmenzweigen – als hoffnungsvoller Messiaskandidat bejubelt. „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ – so wusste man es aus den heiligen Schriften über den von Gott versprochenen Retter. Völlig zu Recht hat man den in Jesus Christus erkannt. Leider mit dem Nachteil, dass diese Erkenntnis wahrlich nicht lange vorgehalten hat. Nur wenige Tage später gab es in Jerusalem wieder lautstarke öffentliche Bekundungen wegen Jesus. Diesmal aber wurde „Kreuzige ihn!“ gebrüllt.

So schnell ging das. So was kriegen wir Menschen hin. Und mit dem Willen zum Kehren vor der eigenen Tür haben die Kirchen das im Kalender festgehalten.

In katholischen Gemeinden empfindet man das übrigens nach, indem man die Zweige von der Palmsonntagsprozession zur Gewinnung der Asche für die Bußkreuze des nächstjährigen Aschermittwochs verwendet. Wie viel Jubel verbrennt zu Asche!

Ziemlich unverständlich, warum man sich das in manchen Gemeinden immer noch antut, in diesem Licht die Konfirmation zu feiern. Nur weil vor mehreren Generationen dieser Sonntag der letzte vor der Schulentlassung war und man die Segnung und das persönliche Glaubensbekenntnis in der Konfirmation gut verbinden konnte mit dem damals tatsächlichen Schritt in die Erwachsenenwelt.

Am Palmsonntag beginnt die Karwoche, die „stille Woche“ mit dem Todestag Jesu am Karfreitag. Der Osterjubel wird sie beenden. Wir Christen versuchen diese Tage des Weges Jesu bis zum Kreuz, in all seiner Liebe, Hingabe und Selbstaufopferung, nachzuempfinden mit Ruhe und Verzicht. Das bitten wir zu verstehen. Ein aufrichtiges Dankeschön an alle Programmgestalter und Veranstaltungsplaner in den Medien, der Gastronomie und Partyszene, die das respektieren!

Gehen Sie doch dieser Tage mal wieder in Ihre Kirche. Spüren Sie mit uns dem nach, wie Hingabe bis zum Äußersten den Sieg erringt gegen alles Kaputte und Halbherzige und Todesverfallene. Dort finden wir unser Fundament. Welch Glück!