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Mit Paten zum Tierpfleger

Privatleute sichern im Horkaer Tierheim drei Lehrlingsjahre ab. Und es könnte eine Fortsetzung geben.

Von Frank-Uwe Michel
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Ria Fiedler (rechts) hat sie bereits geschafft, Nadine Rudolph (links) will sie ab Anfang September beginnen – eine Ausbildung zur Tierpflegerin in der Fachrichtung Tierheim/Tierpension. Annette Häßler und Henry Petsch hatten mit ihren Ausbildungspatensch
Ria Fiedler (rechts) hat sie bereits geschafft, Nadine Rudolph (links) will sie ab Anfang September beginnen – eine Ausbildung zur Tierpflegerin in der Fachrichtung Tierheim/Tierpension. Annette Häßler und Henry Petsch hatten mit ihren Ausbildungspatensch © Rolf Ullmann

Ria Fiedler hat gut Lachen. Die 23-Jährige hat seit ein paar Tagen den Abschluss als Tierpflegerin in der Fachrichtung Tierheim/Tierpension in der Tasche. Das hat sie nicht nur ihrem Fleiß und der Liebe zu den Tieren zu verdanken. Zu einem guten Teil haben auch drei Ausbildungspaten eine Aktie daran. Zwei davon sind Annette Häßler aus Lauba und Henry Petsch aus Horka. Der 27-Jährige, der das Tierheim St. Horkano quasi „vor der Nase“ hat, ist froh, dass er mit dem monatlichen Obolus der Einrichtung und dem Lehrling gleichermaßen helfen konnte. „Ich weiß, wie gut man sich hier um die Vierbeiner kümmert. Als ich davon hörte, habe ich deshalb nicht lange gezögert, eine Ausbildungsstelle finanziell zu unterstützen.“ Drei Jahre seien zwar eine lange Zeit. „Aber ich habe das in mein Budget so einkalkuliert, dass es mit dem Betrag keine Probleme gab.“ Auch Annette Häßler ist stolz darauf, dass sie die gesamte Lehrlingszeit durchgehalten hat. Und sie lobt die Fairness, mit der sie bei dem Projekt behandelt wurde. „Die Tierheimchefin hat von vornherein gesagt, dass nur solange gezahlt werden braucht, wie es persönlich machbar ist. Außerdem wurden wir ständig in die schulische Entwicklung von Ria einbezogen, haben ihren Werdegang als Pate also mitverfolgt.“ Die 61-Jährige ist froh, dass die Ausbildungspatenschaft „keine anonyme Geld-Zahl-Geschichte“ war. Sie sei mit dem Verlauf und dem Ergebnis jedenfalls sehr zufrieden.

Zweiter Lehrling schwer finanzierbar

Ria Fiedler hatte vor Jahren schon mal ein Praktikum im Horkaer Tierheim absolviert – das ihr so gut gefiel, dass sie gleich noch ein Freiwilliges Ökologisches Jahr dran hängte. „Das bestätigte mich in meinem Berufswunsch, Tierpflegerin zu werden.“ Obwohl sie ursprünglich Immobilienmaklerin werden wollte, nach der 10. Klasse im Görlitzer Berufsschulzentrum ihr Abi nachmachte, sich als Sozialassistentin ausbilden ließ und zu Hause weder Hund noch Katze hatte. „Vielleicht habe ich dadurch ja irgendwie Entzugserscheinungen bekommen“, lacht sie.

So einfach war ihr Einstieg im Tierheim trotz des großen Willens dennoch nicht. Immerhin gab es dort mit Jenny Herkert – sie ist heute im St. Horkano fest angestellt – bereits einen Lehrling. „Einen zweiten hätten wir nur schwer finanzieren können“, erklärt Tierheimleiterin Rosemarie Zille. Irgendwo habe man dann von der Ausbildungspatenschaft gelesen. „Eine Idee, die wir wenigstens versuchen wollten.“ Insgesamt fanden sich drei Interessenten, die zusammen drei Jahre lang jeden Monat 135 Euro auf ein speziell dafür eingerichtetes Konto überwiesen. Dies war etwa ein Drittel des Lehrlingsgeldes, das der Tierschutzverein an Ria zahlte. Mit 314, 353 und 389 Euro in den verschiedenen Lehrjahren waren das keine üppigen Beträge. „Die Patengelder haben uns dabei extrem entlastet“, lobt Rosemarie Zille die drei Spender. Zumal es über die gesamte Zeit noch weitere Unterstützer gab, die mit sporadischen Zahlungen das Ausbildungsbudget absicherten. „Es ist wirklich toll, dass sich so viele Leute gefunden haben, die uns als Einrichtung und einen wildfremden Menschen in seiner Entwicklung gefördert haben“, ist die Tierheimleiterin noch immer erstaunt über das positive Echo auf die Aktion. Denn es sei wichtig, dass hier Fachkräfte beschäftigt würden. „Wir bekommen oft Hunde mit traumatischen Erlebnissen, übernehmen welche aus Polen oder Rumänien, springen bei Beschlagnahmen ein. Da muss die Betreuung qualitativ hochwertig sein.“

Kleiner Aufwand, große Wirkung

Mitte Juli gab es im St. Horkano deshalb eine Dankeschön-Veranstaltung. Alle Paten waren eingeladen, um noch einmal persönlich die Wertschätzung der Einrichtung und ihrer neuen Facharbeiterin entgegenzunehmen. Und auch deren Nachfolgerin als Lehrling war schon dabei: Ab September wird die Zittauerin Nadine Rudolph hier ihre Ausbildung beginnen. Für Henry Petsch steht deshalb fest: „Ich mache auch die nächsten drei Jahre wieder mit.“ Annette Häßler braucht noch ein wenig Bedenkzeit und hofft, vielleicht ein paar Gleichgesinnte zu finden. „Ich kann es nur jedem empfehlen. Es ist eine Sache, die mit kleinem Aufwand große Wirkung bringt.“

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