Von Anne Mareile Moschinski
Willi Schnitter und Eric Kästner sitzen an einem niedrigen Campingtisch. Vor den beiden Schülern liegen Tabellen, in denen sie den Ammonium- und Phosphatgehalt von Wasserproben aus der Neiße eintragen. Auf einem zweiten Tisch sind Mikroskope, Reagenzgläser sowie kleine Behälter zu sehen, in denen Flusswasser aufbewahrt wird.
Gut zehn Schüler aus der achten Klasse der Weinau-Mittelschule sowie ebenso viele Acht- und Neuntklässler aus dem Gymnasium im polnischen Boleslawiec (Bunzlau) verbrachten gestern den gesamten Vormittag an der Reißigmühle, um hier den chemischen Zustand der Neiße detailliert zu analysieren.
Die grenzüberschreitende Aktion ist Teil des übergreifenden Projektes „Sächsische Umweltmobile in der Euro- und Flussregion Neiße – ein Umweltprojekt zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie“ der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt. Ziel dieser europäischen Richtlinie ist es, bis 2015 einen besseren Zustand der europäischen Gewässer zu erreichen.
Die Zittauer Weinau-Schule organisierte die internationale Zusammenarbeit. 30 Schüler aus der Kreisstadt beteiligten sich an der Aktion, rund 20 reisten hierfür aus dem Nachbarland Polen an. Von Lehrerin Heike Arnold wurden die Chemie-Interessierten in drei unterschiedliche Gruppen eingeteilt.
„Wichtig war uns, dass den Kindern Umweltbewusstsein vermittelt wird und sie sich mit gleichaltrigen Jugendlichen aus Polen austauschen können“, erzählt Heike Arnold, die die internationale Aktion organisierte. Die für die chemischen Untersuchungen notwendigen Materialien – Gummistiefel, Stoppuhren, Filterpapier, Reagenzgläser – stellte die Sächsische Landesstiftung zur Verfügung. In einem Umweltmobil lagen Informationen zur chemisch-biologischen Wasseranalyse aus.
„Ich finde es toll, dass man hier Kenntnisse aus dem Unterricht in der Praxis anwenden kann. Die Verständigung mit den polnischen Schülern funktioniert auch gut“, erzählt Willi Schnitter aus der achten Klasse.
Ganz andere Erfahrungen mit dem Thema Wasser machte dagegen die zweite Schülergruppe. Zeitgleich erlebten sie eine Führung durch die Zittauer Kläranlage. „Klar, es stinkt hier schon. Aber mich stört das nicht. Ich finde diese Exkursion spannend, in der Schule kann man das nicht erleben“, berichtet Achtklässler Florian Christof. Seine Mitschülerinnen Romy Schoening und Cindy Goth ergänzen: „Wir haben uns bisher nur theoretisch mit der Aufbereitung von Abwasser beschäftigt. Hier wird alles anschaulich und greifbar.“
Uwe Schwob, stellvertretender Klärwerksmeister, führte die kleine Schülergruppe durch die Abwasseraufbereitungsanlagen, auf Stegen schlängelte sich die Menschentraube quer über die Wasserbecken und landete schließlich im Labor, dem Herzstück der Kläranlage: Hier wird das Wasser detailliert analysiert.
Doch auch den Rest des Tages stand das Thema Wasser im Mittelpunkt des grenzüberschreitenden Schülerprojektes. Mit dem Anglerverein Großschönau führten die Schüler Interviews, eine Bootstour auf der Neiße stand ebenfalls auf dem Programm. Heute wird das Projekt mit den übrigen Schülergruppen fortgesetzt.