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Mit Ruhe und Geschick zum Sieg

Erfolgreiche Premiere in Kemnitz: Der 1. Ober-lausitzer Fuhrmannstaglockte zahlreiche Pferdefreunde an.

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Von Andreas Herrmann

„Das Schwierigste ist, die Ruhe gegenüber dem Pferd zu bewahren“, sagt Landwirt Rafael Kretschmer aus Kunnersdorf. Am Sonnabend wurde er beim 1. Oberlausitzer Fuhrmannstag Sieger beim Wettkampf im Stammschleppen. Dabei zeigte sich, dass trotz moderner Maschinen die alten Techniken des Holzrückens per Pferd in der Oberlausitz noch nicht ausgestorben sind und von älteren Fuhrleuten an die jüngere Generation weitergegeben werden. Doch nicht nur edle Kaltblüter oder arbeitsame Ponys, die im Vergleich zu ihrer Körpergröße weitaus mehr leisten als ihre großen Verwandten, waren in Kemnitz zu sehen.

Für viel Gaudi bei den zahlreichen Besuchern, die das schöne Wetter nach Kemnitz lockte, sorgte vor allem das Geschicklichkeitsfahren der Gespanne auf dem Sandparcours, wobei es die kleineren Wagen auf Grund höherer Wendigkeit natürlich ein wenig einfacher hatten. Trotzdem mussten Hanomag, Karino, Rubel und die vielen anderen Pferde alle gleich darauf achten, dass kein Hinderniskegel auf der Laufstrecke umgefahren wurde. Denn dafür kassierten sie Strafsekunden, die am Ende bei dem spannenden Kopf-an-Kopf- Rennen zwischen Thomas Bergmann mit den Pferden Beauty und Brillant und Uwe Herrmann mit Waleri und Whisky den Ausschlag bei der Ermittlung des Siegers gaben. Erster bei den Gespannen wurde Thomas Bergmann aus Dittersbach. Der gelernte Tischler ist zurzeit auf Arbeitssuche, betreibt aber mit seinen Pferden ein wenig Landwirtschaft. „Seit Kindesbeinen an bin ich mit Pferden vertraut. Das Training kommt vor allem durch die tägliche Arbeit oder Kremserfahrten und Hochzeiten, wo ich die Tiere lenken muss“, sagt der junge Mann, der seit 1995 den Pferdesport auch als Turnierwettkämpfer betreibt.

Weniger begeistert am Rande des Fuhrmannstages ist der Händler Jan Richter aus Burgstädt. Er klagt, dass einfache Pferdeartikel wie Kappen, Stiefel, aber auch Reithosen zunehmend bei den großen Waren-Discountern zu Billigpreisen verhökert werden. Das schädige das Geschäft. Auch bei seinem Sattler-Kollegen Christoph Miethe aus Görlitz gehen solche Geschäfte im Moment eher flau. Kleine Sachen nähmen die Leute schon mal mit. Einen seiner prächtigen Pferdesattel aus weichem Leder, die immerhin rund 500 Euro kosten, habe er schon länger nicht mehr verkauft. Nicht vergessen wurde beim 1. Oberlausitzer Fuhrmannstag, dass in Ostsachsen auch über 100 Esel gehalten werden. Einige dieser Tiere stellten sich am Sonnabend ebenfalls vor. Rundum zufrieden ist der Vorsitzende des Kemnitzer Reitsportvereins, Thomas Ullrich. Mit dieser Tierschau habe sich Kemnitz wieder einmal als Pferdesportzentrum in der Oberlausitz profiliert. „Der alte Viehmarkt war ja schon im siebenten Jahr. Da mussten wir uns etwas Neues einfallen lassen. Das war gar nicht so schwer. Denn besonders die Gespannfahrer, die das sonst als Hobby machen oder eben noch auf den Acker fahren, freuen sich doch, wenn sie ihr Geschick beim Umgang mit Tier und Wagen einmal in der Öffentlichkeit zeigen können“, sagt Thomas Ullrich. Er hofft auf gutes Gelingen des nächsten Springens im Juli und auf ein Turnier im August.