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Mit Sackkarre und Klappbox

Schon von weitem grüßt lautstark Roland Kaiser: „Lieb mich ein letztes Mal“, die Plätze an den Biertischen sind dicht gefüllt, vor der Kuchentheke stehen die Besucher Schlange und auf dem Gelände herrscht reger Betrieb.

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Von Katja Mielcarek

Schon von weitem grüßt lautstark Roland Kaiser: „Lieb mich ein letztes Mal“, die Plätze an den Biertischen sind dicht gefüllt, vor der Kuchentheke stehen die Besucher Schlange und auf dem Gelände herrscht reger Betrieb. Volksfest? Nein, Tag der offenen Gärtnerei bei der Gärtnerei Krüger in Kromlau. Sie präsentiert sich wie rund 250 andere Gartenbaubetriebe in Sachsen, davon insgesamt sieben im Niederschlesischen Oberlausitzkreis, ihren Besuchern. Und die wissen das offensichtlich zu schätzen, wie der rege Besuch zeigt.

Einige sind gleich mit Sackkarren angekommen, anderen reicht die Klappbox. Und während die Eltern in Gemüse- und Zierpflanzen schwelgen, amüsieren sich die Kinder mit dem Streichelzoo. Besonders beliebt sind die Osterlämmer, die den Trubel aber lieber aus sicherer Entfernung in ihrem kleinen Gehege beäugen. Dagegen lassen sich die Kaninchen und Hasen auch mal streicheln und der Nymphensittich macht ein Mords-Spektakel.

Hildegard Wottke aus Bad Muskau steht staunend vor dem Käfig mit den Küken. Unter den gelben und braunen Hühner-Babys tummeln sich nämlich auch ein violettes, ein rotes, ein orangefarbenes und gleich zwei blaue. „Das sieht ja wirklich verrückt aus“, findet sie. „Ich habe im Fernsehen gesehen, dass man Lebensmittel-Farbe vor dem Schlüpfen mit einer Spritze in das Ei gibt.“ Mecki, einem flauschigen Shih Tzu-Rüden, der mit Frauchen Anja (15) aus Bad Muskau gekommen ist, sind solche Überlegungen herzlich egal. Er weiß gar nicht, wohin er seine Nase zuerst stecken soll. Der Schwanz wedelt in einem durch.

„Obwohl wir einen recht großen Aufwand treiben, hat sich der Tag der offenen Gärtnerei für uns bisher immer gelohnt“, sagt Gottfried Krüger, Inhaber der Gärtnerei. „Mit diesem Tag können wir auf uns aufmerksam machen, und bisher kamen so jedes Mal ein paar neue Kunden dazu.“

Von dem Betrieb auf dem Gärtnerei-Gelände profitiert auch die sechste Klasse der Mittelschule Schleife. Stefanie, Isabelle, Juliane und Mandy stehen vor einem Tisch auf dem sich Teller an Teller reiht. 16 verschiedene selbst gebackene Kuchen verkaufen sie gemeinsam mit vier Klassenakameradinnen heute. Der Verdienst geht in die Klassenkasse.

Deutlich ruhiger geht es dagegen in der Gärtnerei Pietasch in Steinbach zu. „Bei uns läuft der Direktverkauf in der Gärtnerei eher nebenher, denn hauptsächlich produzieren Kräuter und Gemüse wir für die Firma Marktfrisch in Rothenburg“, erklärt Klaus-Dieter Pietasch, der mit seiner Frau Romana die Gärtnerei führt. Trotzdem ist der Tag der offenen Gärtnerei für den Familienbetrieb schon seit 1998 ein Pflicht-Termin. „Uns ist es wichtig, mit unseren Kunden ins Gespräch zu kommen“, sagt Pietasch. „Und die nutzen gerne die Gelegenheit, sich unsere Gewächshäuser einmal anzuschauen. Die Gelegenheit besteht ja sonst in der Regel nicht.“

Damit das heute auch ganz in Ruhe geschehen kann, ist die Tochter Manja als Verstärkung dazu gekommen. „Wir mögen zwar weniger Auswahl als der Baumarkt haben“, sagt sie nicht ohne Stolz. „Aber dafür ist alles selbst gezogen und nicht aus Tschechien oder Polen importiert.“