Von Heike Stumpf
Was aus dem ehemaligen Speiseraum der Grundschule dringt, hat mit Musik nichts zu tun. Zumindest eine Zeit lang klingt es so, als würden Orchestermusiker ihre Instrumente stimmen. Dabei sind es „nur“ zwei Leute der Theaterproduktion Nimmerland aus Hannover, die sich kurz häuslich eingerichtet haben. Umringt werden sie von Dutzenden von Grundschülern. Diese haben hörbar Spaß, Streich- und Blasinstrumenten einen Ton zu entlocken.
Die Tuba dröhnt bis auf den Schulhof. Paukenklänge sind auch zu hören. Im Speiseraum selbst haben sich lange Schlangen vor Instrumenten gebildet. Dazu gehören neben den Genannten der Kontrabass, die Geige, Posaune, Jagdhorn, Querflöte, Klarinette und Oboe. Woran die beiden letztgenannten Instrumente zu unterscheiden sind, erklärt Schauspielerin Barbara Stephenson. Denn trotz der Ähnlichkeit vom Aussehen gibt es Unterschiede, nicht nur beim Klang. Zum Beispiel die Mundstücke sind anders. Das der Oboe vergleicht Barbara Stephenson mit zwei Grashalmen, die aufeinanderliegen. So anschaulich vorgestellt, vergessen selbst die Jüngsten nicht mehr, dass Rohre und Bögen des Jagdhorns zusammen vier Meter lang sind, obwohl das Instrument im Gegensatz zur Tuba recht handlich ist.
Vergleichbar mit Sergei Prokofjews musikalischem Märchen „Peter und der Wolf“ bringt die Theaterproduktion Nimmerland anschließend „Die neunte Sinfonie der Tiere“ auf die Bühne. Diese haben die Schauspielerin und ihr Kollege Matthias Guckenberger noch vor Schulbeginn im früheren Speiseraum aufgebaut. Die Requisiten vermitteln Wohnzimmer-Flair. Dort ist der junge Dirigent Karavan, gespielt von Matthias Guckenberger, zuhause. Er muss für die Aufführung von Beethovens Neunter ein eigenes Orchester zusammenstellen, kann aber nur „schwer vermittelbare Musiker“ rekrutieren: eine Maus, die Querflöte spielt, Hörnchen, die Geige, Bratsche und Cello beherrschen, das Fagott spielende Schaf und den Bär mit dem Kontrabass. Zunächst muss Karavan die tierischen Musiker davon abhalten, sich gegenseitig aufzufressen. Als der Dirigent schon fluchtartig die Wohnung verlassen will, verbringt der stumme Kontrabassbär ein Wunder – aus dem Durcheinander wird ein Orchester, dessen sich der Dirigent nicht schämen muss.
Hundertfach haben die Nimmerland-Schauspieler dieses Stück schon in Grundschulen in Deutschland aufgeführt. Für die Roßweiner Erst- bis Viertklässler war der Theatertag ein besonderer – sicher auch, weil es sich auf diese Weise bei der großen Hitze doch ein wenig besser lernen lässt. Finanziert haben den Auftritt die Eltern und die fleißigen Altpapiersammler. Jedes Jahr kann sich die Schule eine solche Präsentation nicht leisten. „Ab und an haben wir aber schon auf ähnliche Weise Instrumentenkunde vermittelt“, sagt Maik Oyen. Dass er fast alle vorgestellten Instrumente spielen kann, das wundert die Kinder nicht. „Er ist schließlich Musiklehrer“, erklären sie.