„Das Schlimmste dort ist das amerikanische Frühstück“, weiß der 16-jährige Michael Glunz und verzieht die Miene. „Die haben so süße Sachen wie Muffins und Donats.“ Die seien zwar nicht schlecht, aber er selber bevorzuge ein herzhaftes Frühstück, sagt er und lächelt scheu. Der Mittelschüler aus Lampertswalde wurde von insgesamt 30 Bewerbern aus Barbara Wittigs Wahlkreis auserkoren, im August ein Jahr als Austauschschüler in die Vereinigten Staaten zu gehen.
„Es ist eine einmalige Chance, die englische Sprache vor Ort kennen zu lernen“, sagt die SPD-Politikerin, die als Patin für den Schüler aus Lampertswalde fungiert. Das Auswahlverfahren war langwierig, und viele hatten sich beworben, erklärt Barbara Wittig weiter. Die 30 Bewerber aus ihrem Wahlkreis Kamenz, Hoyerswerda und Riesa-Großenhain wurden im November vergangenen Jahres eingeladen und ein Wochenende lang geprüft. „Da wurden Fragen gestellt, zum Beispiel: Was würdest Du machen, wenn Du einen Tag lang Bundeskanzler wärst“, fügt Michael Glunz hinzu. Nach dem Wochenende wurden fünf Bewerber ausgewählt. „Ich habe sie persönlich kennen gelernt, mit ihnen gesprochen, und habe dann den Kandidaten für das Austauschjahr ausgewählt“, sagt die Bundestagsabgeordnete.
Ihre Entscheidung fiel auf den Jungen von der Mittelschule in Lampertswalde aus zwei Gründen: „Weil er äußerst zielstrebig und planvoll seine berufliche Zukunft vorbereitet“, sagt sie, und das habe ihr imponiert. „Außerdem ist es gerecht, dass auch mal ein Schüler aus dem Kreis Riesa-Großenhain nach Amerika geschickt wird“, fügt sie hinzu. In den vergangenen Jahren traf es nämlich Bewerber aus Kamenz oder Hoyerswerda.
Die Flug-, Unterkunftskosten und Schulgebühren tragen der amerikanische Kongress und der deutsche Bundestag gemeinsam.
Seit zwanzig Jahren besteht dieses Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) zwischen den Abgeordneten in Berlin und Washington. „So lernen Jugendliche nicht nur eine andere Kultur und andere Menschen intensiv kennen“, erklärt Barbara Wittig das Ziel des Programms. „Unsere Schüler sollen andererseits auch Botschafter für Deutschland sein“, sagt sie
„In erster Linie will ich die Sprache so gut wie nur möglich lernen und beherrschen“, erklärt Michael Glunz. Er will Fluglotse werden, und dafür braucht man schließlich sehr gute Englischkenntnisse. Ihm sei die momentane Spannung in den Beziehungen zwischen Deutschland und den USA durchaus bewusst. Sollten ihn manche als deutschen Sündenbock sehen wollen, dann würde er versuchen „ihnen meine Beweggründe ruhig zu erklären“, sagt er und setzt auf die Diplomatie. Und wenn er mal Heimweh und Lust auf ein herzhaftes Frühstück habe, dann „werde ich es mir selber kochen können“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.(CA)