Berlin/Dresden. Ohne Hilfe vom Arbeitsamt wäre Gerd Arno Schwiedergall nicht Unternehmer geworden. „Es hat zum Leben gereicht“, sagt der 40-jährige Mitgründer der Berliner PR-Agentur Quent.
Ein halbes Jahr lang hat das Arbeitsamt Überbrückungsgeld überwiesen. Damit unterstützen die Ämter Arbeitslose, die sich selbstständig machen wollen. Die Förderung habe den Einstieg beträchtlich erleichtert, stellt der Existenzgründer fest. Diese Erfahrung teilt er mit immer mehr anderen: Die Zahl der Empfänger des sechsmonatigen Überbrückungsgeldes schnellte in den vergangenen zwei Jahren nach oben, von 95 000 auf 123 000 im Jahr. 2002 gaben die Arbeitsämter dafür gut eine Milliarde Euro aus.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres bewilligte die Bundesanstalt für Arbeit 79 000 neue Förderungen. Parallel dazu entwickelt sich die Ich-AG als Teil der Hartz- Arbeitsmarktreform prächtig. Seit März können sich Arbeitslose als Kleinstunternehmer ihren Markt suchen. Im ersten Jahr erhalten sie dann bis zu 7 200 Euro Zuschuss, im Wesentlichen für ihre Sozialversicherung. In den folgenden Jahren nimmt die Förderung ab. Sachsens erste Ich-AG war eine Versicherungsvertreterin im Raum Zwickau, auch Hausmeisterdienste und ein Eiscafé in Nossen mit dieser Förderung gibt es.
Seit Januar haben sich 2 735 Sachsen für die Ich-AG entschieden, in ganz Deutschland gibt es 33 000. Als positiv bewertet Holger Schäfer vom arbeitgebernahen Ins-titut der deutschen Wirtschaft die Ich-AG. Allerdings sei es „normal, wenn nach drei Jahren nur die Hälfte der Selbständigen übrig ist“. Die Gewerkschaften lehnen die Ich-AG bei freier Entscheidung nicht ab. Allerdings werde „häufig die Arbeit und damit das Risiko ausgelagert“, sagt DGB-Arbeitsmarktexperte Johannes Jakob. (wom/SZ/mz)