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Mittelalter-Duo begeistert mit ungewöhnlichen Klängen

Klosterbesucher erleben mittelalterliche Musik in besonderer Akustik. Dabei lernen sie, was es heißt einen „Zink“ zu spielen

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Von Thoms Kretschmann

Außergewöhnliche Klänge hallten am Sonntagnachmittag durch den ehemaligen Speisesaal der Zisterzienser im Konversenhaus des Klosters Altzella. Die Kölnerin Maria Jonas und Thomas Friedlaender aus Dresden haben Werke von Hildegard von Bingen dargeboten. Für die mehr als 40 Besucher war der Auftritt des ungleichen Duos etwas Besonderes. Allein schon der Auftakt kam unerwartet. So schritt Maria Jonas singend und auf ihrer Drehleier spielend von der rückwärtigen Seite des Speisesaales ein, während Friedlaender mit seinem Zink durch den Haupteingang kam. Mittendrin saßen die Zuhörer, die damit ähnlich einer modernen Surroundanlage ein Klangerlebnis der besonderen Art auf sich einwirken ließen. Viele verschlossen ihre Augen, um die Musik auf sich wirken zu lassen und vielleicht auch selbst auf die Reise in die Zeit um 1150 zu gehen. „Es gibt nichts passenderes, als Klostermusik in einem ehemaligen Kloster aufzuführen. Die Akustik ist einfach phantastisch“, so Maria Jonas.

Gelehrte war ihrer Zeit voraus

Hildergard von Bingen lebte in der Zeit von 1098 bis 1179. Aufgrund ihrer damals sehr weltoffenen Erscheinung geriet sie immer wieder mit den Mächtigen der Kirche aneinander. „Sie war Leiterin zweier Klöster und ließ die Nonnen bei den Gesangsdarbietungen nicht in den normalen Roben auftreten, sondern in eigens für die Lieder entworfenen Gewändern. Natürlich verursachte dies einigen Ärger, der auch aktenkundig wurde. Daher wissen wir heute noch relativ viel über die Frau, die nicht nur Äbtissin und Komponistin, sondern eine Universalgelehrte war“, erklärte Maria Jonas, die neben ihrem stimmgewaltigen, zum Teil gregorianischen, Gesang auch das Spiel auf der Drehleier beherrscht.

Thomas Friedlaender sorgte auf instrumentale Weise für einen Hochgenuss, indem er nicht nur Glocken einsetze, sondern auch ein so genanntes „Zink“. „Der Zink ist ein seltenes historisches Instrument, eine ’Kreuzung‘ zwischen Trompete und Flöte“, erklärt der Dresdner, der unter anderem auch in Leipzig und Basel studierte und viele seiner Instrumente bei mittelalterlicher Musik, aber auch bei Jazz, zeitgenössischen Werken, Tanzdarbietungen und Lesungen erklingen lässt.

Ursprünglich sollte das Duo in der Klosterbibliothek auftreten. Kurzfristig entschieden sich die Musiker um. Gemeinsam mit der Klosterleitung wählten die beiden den mit dem einem Gewölbe versehenen Speisesaal als Ort für das ungewöhnliche Konzert aus. Die besondere Akustik in diesem Raum hatte die Musikanten überzeugt. Im Anschluss an das Konzert konnten die Zuschauer noch eine Führung durch das Jahrhunderte alte Kloster und den Park genießen. Den nächsten kulturellen Höhepunkt in der Region gibt es ab dem 12. September. Im Südflügel des Schlosses Nossen wird es eine ganz besondere Ausstellung geben. Die Museumsschau „Einfach weg – zerstörte Schlösser der Familie von Schönberg“ wird am kommende Sonntag eröffnet.