Von Thomas Christmann
Mittelherwigsdorf. Konflikte kommen immer wieder mal zwischen den Kindern vor. „Wir versuchen dann die Schuldfrage zu klären und tun jemanden unrecht damit“, sagt Katrin Zwahr, Leiterin der Grundschule Mittelherwigsdorf. Ihre Einrichtung hat sich deshalb für das dreijährige Programm „Kinder lösen Konflikte selbst“ beworben, das von der Unfallkasse Sachsen gefördert wird – und ist als erste im Landkreis dabei.
Bei dem Projekt lernen Schüler von der ersten bis zur vierten Klasse im Unterricht und Hort einige Verhaltensweisen und Strategien, um Konflikte zu vermeiden oder sie gewaltfrei zu lösen. Der Grundschule fachlich zur Seite steht dabei Mediatorin Christina Armbruster, die im Rahmen des seit zehn Jahren laufenden Programms inzwischen 35 Einrichtungen in Ostsachsen betreut. Praktisch haben alle Klassen ein Erste-Hilfe-Set erhalten. So hängen die Regeln für den Konfliktfall in jedem Zimmer aus oder stehen in Hosentaschenbüchern. Kindgemäße Arbeitsblätter, Bilder- und Streitgeschichten, ein Erzähltheater aus Holz gehören unter anderem zu der Ausstattung für die nächsten drei Jahre. Die Kinder lernen in der Zeit selbstverantwortlich, wie ein Schlichtungsgespräch aufgebaut ist und wie sie sich dabei verhalten sollen. Über eigene Gefühle sprechen und seinen Anteil am Streit benennen – auch das gehört dazu. Der Ablauf des Gesprächs wird unter Umständen mit Handlungen verknüpft. Beim Rollenwechsel versetzen sich die Schüler beispielsweise in die Sichtweise des anderen, indem sie die Plätze tauschen. Oder die Kinder spielen Streitsituationen mit Handpuppen nach. Am Ende soll eine für beide Seiten akzeptable Lösung herauskommen.
Zum Programm gehört in der dritten und vierten Klasse auch, sozial kompetente Kinder als Pausen- und Streithelfer auszubilden. „Wer das möchte“, sagt Frau Armbruster. Jetzt müsse das Projekt erst einmal Fuß fassen, der Umgang mit Kleinigkeiten gelernt werden, die zwischen Tür und Angel passieren können. Hinter dem Programm steht das Bensberger-Mediationsmodell. Kriminologen haben es an einer Bochumer Grundschule in einem sozialen Brennpunkt getestet und wiesen eine gewaltreduzierende Wirkung sowie eine Förderung der Konfliktfähigkeit nach.