Mittelsachsen holt sich Ex-Polizeichef

Region Döbeln. Der langjährige Chef der Polizeidirektion Chemnitz, Uwe Reißmann, unterstützt ab sofort das Landratsamt Mittelsachsen bei der Präventionsarbeit als freier Mitarbeiter. Das teilt die Landkreisverwaltung auf ihrer Internetseite mit. „Durch seine umfangreiche und langjährige Erfahrung als Polizeipräsident kann er hier wichtige Impulse setzen“, so Landrat Matthias Damm (CDU). Reißmann ist bei der Stabsstelle Extremismusbekämpfung angesiedelt.
„Prävention ist ein breites Feld, das von der Vernetzung und dem Erfahrungsaustausch lebt. Daher führe ich derzeit viele Gespräche“, erklärt der Ex-Polizeichef. Unter anderem führe er diese mit den Fachabteilungen im Landratsamt, wie Ordnung und Sicherheit sowie dem sozialen Bereich und er besuche jetzt erste Kommunen in seiner neuen Funktion. So sei ein Schwerpunkt der Auf- und Ausbau von kriminalpräventiven Räten in den Kommunen. „Es gibt mancherorts bereits solche Räte beziehungsweise Zusammenkünfte – mit positiven Erfahrungen“, so Reißmann.
Matthias Damm ergänzt: „Im ganzen Freistaat sollen solche Institutionen geschaffen werden. Hierzu gibt es das Landesprogramm ‚Allianz Sichere Sächsische Kommunen‘ und wir möchten unseren Beitrag dazu mit der Fachkompetenz von Uwe Reißmann leisten.“
Seine Arbeit werde eher im Hintergrund ablaufen in einer beratenden Funktion, die sich nicht ausschließlich auf den Extremismusbereich bezieht. Auch bei Versammlungen und anderen Sicherheitsfragen werde man auf den neuen Mitarbeiter zurückgreifen. Reißmann: „Ich freue mich über die neue Aufgabe, die zwar auf meiner bisherigen Tätigkeit aufbaut, aber schon einen Rollenwechsel darstellt. Es wird eine spannende Zeit, in der wir gemeinsam hoffentlich viel bewegen werden.“
Von 1999 bis 2018 war Reißmann Leiter der Polizeidirektion Chemnitz. Am 7. August 2018 wurde er durch Sachsens erste Polizeipräsidentin Sonja Penzel abgelöst.
Dass vor allem der Extremismusbekämpfung im Landkreis mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte, zeigen die Zahlen des jüngsten sächsischen Verfassungsschutzberichtes. Demnach ist in Mittelsachsen die Zahl der rechtsextremistischen Straftaten im vergangenen Jahr auf 159 Fälle gestiegen. Somit reiht sich der Landkreis in die Liste der drei sächsischen Großstädte sowie fünf von zehn Landkreisen ein, die 2018 steigende Zahlen zu verzeichnen hatten.
Obwohl die Zahl der Straftaten anstieg, kam es im Berichtsjahr zu einem leichten Rückgang des rechtsextremistischen Personenkreises. So waren der Szene in Mittelsachsen zwischen 150 und 200 Personen (2017: 200 bis 250) zuzurechnen. Die rechtsextremistische Szene sei jedoch unstrukturiert und subkulturell geprägt, die Verbindungen der Szeneangehörigen seien meist lose und gehen selten über die Wohnorte der Beteiligten hinaus, so der Bericht.
Das linksextremistische Personenpotenzial im Landkreis liegt bei etwa 25 bis 50 Personen und damit im Sachsenvergleich im unteren Bereich. Das Aktionsniveau der autonomen Szene ist in der Region sehr gering. Bis auf den Mobilisierungsaufruf zu einer Demonstration am 20. Januar in Wurzen gingen von der Gruppe Antifa RDL (Roßwein-Döbeln-Leisnig) keine öffentlichkeitswirksamen Aktionen aus.