Von Jörg Richter
Mobbel hat Stress. Er hat heute in der Erdgasarena seinen großen Auftritt. Nein, Mobbel springt nicht ins Wasser, er steht nicht im Rampenlicht, er bekommt keine Ovationen der Schwimmfans in der feuchtwarmen Halle. Denn Mobbel ist kein Sportler, kein Star. Er kann wohl auch eher schlecht schwimmen. Dafür hat er eine feine Nase. Mit Millionen Riechzellen, die das kleinste Detail erschnuppern. Mobbel riecht einfach alles. Und am liebtsen schnuppert er Sprengstoff. Denn Mobbel ist ein Hund, ein Rottweiler, um genau zu sein. Und er ist ein Sprengstoffspürhund. In der zweistündigen Mittagspause, bevor die Zuschauer um 14 Uhr eingelassen wurden, waren nicht die Meister des Kraulens, sondern eben seine ganz besondere Schnuppernase gefragt. Der Sprengstoffspürhund und seine menschlichen Mitarbeiter vom Personenschutz der Landespolizeidirektion Sachsen durchsuchten jeden Winkel der Veranstaltungshalle, ob hier verdächtige Päckchen mit nicht gerade weihnachtlichem Inhalt zu finden sind.
Das hatte seinen Grund. Denn hoher Besuch war angesagt. Georg Milbradt sollte den Finaltag um 15 Uhr eröffnen. Doch auch Ministerpräsidenten können sich verspäten. Der sächsische Landesvater tauchte erst zehn Minuten später auf. Da waren die Schwimmer schon im Wasser unterwegs. Die Organisatoren konnten die Starts nicht länger verschieben. Denn auch am vierten und letzten Tag der Kurzbahn-Europameisterschaften hatten sie einen streng abgestimmten Ablaufplan, der mit zahlreichen Halbfinalen am Vormittag begann. Einige Helfer und Journalisten fanden die Schnüffelaktion arg übertrieben. „So viel Ruß macht bei unserem Ministerpräsidenten Platzeck keiner“, fand auch Jens Trommer aus Brandenburg. Mobbel interessierte das nicht. Nachdem er seinen Dienst getan hatte, traten andere „Hunde“ auf den Plan und machten eine Stunde vor Wettkampfbeginn Musik. Die achtköpfige „Top Dog Brass Band“ aus Dresden blies in Tuba, Posaune und Trompete und begrüßte so am Eingang die Zuschauer. Indessen erhielt Spürhund Mobbel seinen wohl verdienten Wassernapf. Wäre er auf begeisterte Schwimmfans spezialisiert, in der Riesaer Erdgasarena hätte er einen langen Arbeitstag gehabt. Und wäre – im Gegensatz zu Sprengstoff – garantiert fündig geworden.