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„Mobilmachung“ für Votum

Hirschfelde. Mit einer Unterschriftensammlung möchten einige Aktive bewirken, dass alle Einwohner über den Weg nach Zittau entscheiden.

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Von Angelika Hoyer

Aus seiner Überzeugung hat der Dittelsdorfer Steffen Lehmann nie einen Hehl gemacht. Bereits zu Jahresbeginn signalisierte der vor zwei Jahren von der CDU nominierte und jetzt unabhängige Hirschfelder Gemeinderat, dass seiner Meinung nach die Einwohner und nicht nur der Gemeinderat entscheiden müssten, ob Hirschfelde ein Ortsteil von Zittau werden soll. „Für mich ist das die gerechteste Variante“, sagt der 42-Jährige. Dennoch möchte er nicht als einer der Initiatoren bezeichnet werden, die derzeit in Wittgendorf, Schlegel, Hirschfelde, Drausendorf und Dittelsdorf Unterschriften sammeln, um einen Bürgerentscheid zu erzwingen. „Ich bin nur ein kleines Steinchen im Mosaik derer, die das jetzt durchziehen“, wiegelt er ab.

Zurückhaltung und Eifer

Doch diese Zurückhaltung will so gar nicht zu dem Eifer passen, mit dem Steffen Lehmann sich in dem inzwischen privaten Hirschfelder Internetforum „Schwarzes Brett“ zum Thema des näher rückenden Beitrittes der Gemeinde nach Zittau äußert. Und bereits bei früheren Gemeindezusammenschlüssen taucht der Name Lehmann immer wieder im Lager der bekennenden Gegner oder lautesten Zweifler auf. So gehörte Steffen Lehmann zum Beispiel als Ansprechpartner zu einer Bürgeraktion, mit der Ende des Jahres 2002 in letzter Minute der bereits vom Dittelsdorfer Gemeinderat beschlossene Zusammenschluss mit Hirschfelde wieder in Frage gestellt werden sollte. Seinerzeit hatten sich ganze 29 von knapp 1 000 Dittelsdorfern im Rahmen der vorausgegangenen Anhörung geäußert, diese jedoch mehrheitlich gegen die Gemeindehochzeit. Ursprünglich war sogar ein Dreierbund mit Schlegel im Gespräch, verbunden mit der Verheißung von Land und Kreis, der neu entstehenden Einheitsgemeinde dann zwei Drittel der großen Schuldenlast des gemeinsamen Abwasserzweckverbandes zu erlassen.

Doch die Schlegeler Gemeinderäte lehnten ab. Für sie blieben die Abwasserschulden und ein Anschluss an Hirschfelde auch im Jahr darauf ein Dauerthema. Häufiger Gast bei den Schlegeler Ratssitzungen im gemütlichen Spartenheim: Steffen Lehmann aus Dittelsdorf. Und weil es in diesem Ort mit formellen Rederechten nicht so eng gesehen wurde, ergriff der Gast häufig das Wort und unterstützte die dortigen Gemeinderäte der Bürgerinitiative bei ihren Zweifeln, die Selbstständigkeit für die Schulden zu opfern und für diese ausschließlich die Kommunalaufsicht und das Land verantwortlich zu machen.

Schlegeler Selbstständigkeit

„Heute wirft man mir vor, dass Schlegel schließlich auf seinen vollen Schulden sitzen geblieben ist“, ärgert sich Steffen Lehmann, „aber ich war kein Gemeinderat in Schlegel und habe auch die Abwasserkredite nicht zu verantworten.“ Am Ende schlugen die Schlegeler auch im Jahr darauf noch einen Anschluss nach Hirschfelde, versüßt durch die Drittellösung, aus. Und noch ein Jahr später mussten sie ihre Selbstständigkeit – jetzt allerdings ohne finanzielle Erleichterungen – doch aufgeben.

Einer, der in Schlegel bis zuletzt gegen die Aufgabe der Selbstständigkeit gekämpft und sogar eine Zwangsverwaltung einem Anschluss nach Hirschfelde vorgezogen hätte, war Dietmar Kaminsky von der Bürgerinitiative. Heute gehört der Marktleiter zu den in den Hirschfelder Rat kooptierten Gemeinderäten. Und ist jetzt einer der Initiatoren der laufenden Unterschriftensammlung. Bis Ende Juni möchte man mit dem schriftlichen Votum von mindestens 15 Prozent der wahlberechtigten Einwohner den Bürgerentscheid durchsetzen.