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Schloss Naundorf in Modelleisenbahngröße

Unterlagen und Dokumente zu Schloss Naundorf bei Schmiedeberg sind selten. Aber ein Heidenauer hat jetzt ein originalgetreues Modell gebaut.

Von Franz Herz
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Konstantin Hermann, Besitzer von Schloss Naundorf bei Schmiedeberg, (re.), bekommt von Rainer Dierchen aus Heidenau ein selbst gebautes Modell des Schlosses geschenkt.
Konstantin Hermann, Besitzer von Schloss Naundorf bei Schmiedeberg, (re.), bekommt von Rainer Dierchen aus Heidenau ein selbst gebautes Modell des Schlosses geschenkt. © Egbert Kamprath

Wie Konstantin Hermann es schafft, immer wieder Helfer für sein Schlossprojekt in Naundorf bei Schmiedeberg zu finden, ist verblüffend. Eine kleine Gruppe von Naundorfern ist fast täglich im Gebäude und packt mit an. Und selbst aus Dresden und Heidenau kommt Unterstützung. Christian Gebhardt aus Dresden macht das Schloss bekannt. Er hat auf Wikipedia einen Artikel dazu geschrieben, und er hat seinen Freund Rainer Dierchen angeregt, ein Modell von Schloss Naundorf zu bauen. Der hat ein halbes Jahr daran gearbeitet und vor Kurzem ist es fertig geworden. Bei einer Modellbaumesse am Wochenende in Siebenlehn hat er es zum ersten Mal öffentlich vorgestellt, und am Dienstagnachmittag offiziell als Geschenk in Naundorf an Konstantin Hermann übergeben.

Rainer Dierchen ist genau der richtige Mann dafür. Der 72-Jährige aus Heidenau hat in Dresden bei  Hess und Sohn Modellbauer gelernt, danach Betriebswirtschaft studiert und unter anderem bei Druckguss Heidenau in der Betriebsleitung gearbeitet. Dem Modellbau ist er aber treu geblieben. Es ist sein Hobby. Er hat schon verschiedene historische Gebäude aus der Umgebung Dresdens nachgebaut wie die Loschwitzer Kirche.

Das Schloss um das Jahr 1900

Bei der Arbeit an Naundorf war das Problem, dass es kaum Unterlagen zur Baugeschichte des Schlosses gibt. Ein alter Bauplan hätte Dierchen die Arbeit sehr erleichtert. Aber so hat er selbst eine Bestandsaufnahme gemacht, Fotos vom Schloss angefertigt, alte Bilder gesichtet, zusammen mit Christian Gebhardt das Gebäude vermessen und sich dann an die Arbeit gemacht. Die Maße hat er in den Maßstab 1:87 umgerechnet, das entspricht den Verhältnissen einer H0-Modelleisenbahn. Die Resultate hat er auf Polystyrolplatten übertragen und mit dem Cuttermesser millimetergenau ausgeschnitten. „Alles in Handarbeit“, sagt er. Mit Airbrush und von Hand hat er das Modell bemalt. Dabei gab es auch einige Rätsel, die noch nicht überzeugend gelöst sind. So hängt eine Fahne vom Dach. Die war sicher damals schon farbig, aber welche Farben sie hatte, verraten die alten Schwarz-Weiß-Fotos heute nicht mehr. Dierchen hat sich dann für Rot und Weiß entschieden.

Das Modell zeigt das Leben um das Jahr 1900.
Das Modell zeigt das Leben um das Jahr 1900. © Egbert Kamprath

Das Modell zeigt nun den Zustand des Schlosses um das Jahr 1900. Alle Anbauten, die später dazugekommen sind, hat er weggelassen. Aber es zeigt auch das Schloss in hellen Farben mit intakter Fassade, so wie es wohl erst in einigen Jahren wieder aussehen wird. „Noch haben wir andere wichtige Arbeiten zu erledigen. Die Fassade neu zu gestalten, kommt später an die Reihe“, sagt Hermann.

Die Kosten für das Modell trägt Rainer Dierchen. Christian Gebhardt hat Figuren gesponsert, welche die Szene beleben. Ein Fuhrwerk fährt an der Seite entlang. Davor steht ein Polizist in königlich-sächsischer Uniform, der einen Radfahrer ermahnt. Und auf der anderen Seite geht gerade die Schlossherrschaft mit Kindern spazieren.

Immer ein Ziel vor Augen

Ellen Reichardt aus Berlin ist zu der Übergabe ebenfalls gekommen. Sie ist die Nichte des letzten Besitzers von Schloss Naundorf bei Schmiedeberg, bevor die Familie 1945 enteignet wurde und das Schloss verlassen musste. Aus ihrer Erinnerung erzählte sie noch vom Leben in Naundorf in den 1940er-Jahren.

Der Schlossherr hat das Modell zwar im ehemaligen Herrenzimmer in Naundorf entgegengenommen. Es wird aber nicht im Schloss aufbewahrt. „Hier wird ja noch eine ganze Weile Baustelle sein. Da würde es nur einstauben“, sagt Hermann. Daher wird das Modell jetzt bei Raimund Kunze aufbewahrt. Er ist einer der Helfer, die regelmäßig mitarbeiten, um das Gebäude wieder in einen nutzbaren Zustand zu versetzen. Bei verschiedenen Gelegenheiten wird es dann ins Schloss gebracht und der Öffentlichkeit gezeigt. Dafür hat Dierchen noch eine Kiste aus Holzplatten exakt angepasst und mit einer Schnurkonstruktion versehen, an der das Modell herauszuheben ist. Um diese zu tragen, werden zwei kräftige Personen benötigt. 

So sieht Schloss Naundorf heute aus. Bis es wieder den Anblick bietet, wie er auf dem Modell zu sehen ist, ist noch viel Arbeit zu tun. 
So sieht Schloss Naundorf heute aus. Bis es wieder den Anblick bietet, wie er auf dem Modell zu sehen ist, ist noch viel Arbeit zu tun.  © Egbert Kamprath

Hermann plant im Juli ein Fest für alle Helfer im Schloss. Dann wird das Modell zu sehen sein, ebenso bei öffentlichen Führungen oder zum alljährlichen Parkfest im August in Naundorf. „Mit dem Modell haben wir immer ein Ziel vor Augen, wie das Schloss nach Abschluss aller Arbeiten einmal aussehen soll“, sagt Hermann. 

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