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Modellbahn: Die letzte Fahrt führt auf’s Abstellgleis

Arnsdorf. Die Modellbahn im Bahnhof war letztmalig zu bestaunen. Der Verein wird sich eine neue Bleibe suchen. Die Platte muss jedoch zerstört werden.

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Von Rudolf Scheibe

Dicht an dicht stehen die Besucher entlang der großen Modellbahnanlage am Wochenende im Bahnhofsgebäude von Arnsdorf. Viele haben kleine Kinder auf dem Arm, bei anderen klickten die Fotoapparate. Es ist das letzte Mal, dass die 120 Quadratmeter große Anlage der Öffentlichkeit zugängig ist. Und es herrscht viel Andrang. „Wir sind über die rege Anteilnahme hocherfreut, wir merken, die Leute zeigen Solidarität, stehen hinter uns“ stellt freudig der Vereinsvorsitzende Michael Bachmann fest. Dafür dankt er allen Besuchern. Schon an zwei vorangegangenen Wochenenden wurden um die 650 Leute gezählt.

Die kleinen Bahnen waren in Arnsdorf stets ein besonderer Anziehungspunkt. Seit den neunziger Jahren fanden jährlich regelmäßig Ausstellungen statt. Nun ist damit erst einmal Schluss.

Bahnhof wird abgerissen

Das Bahnhofsgebäude steht vor dem Abriss, die fest installierte über drei Räume gehende Anlage muss abgebaut werden. Um die 20 Jahre hatten die Klubmitglieder daran immer wieder gebaut. Vieles wird dann nicht mehr verwendbar sein, so das Schienennetz, die Verkabelung und anderes. Bis Ende Juni muss der Abbau beendet sein, etwa im März will man damit beginnen. „Für mich war der Aufbau der Anlage ein Lebenswerk, von Anfang an seit 1985 bin ich dabei“ sagt Helmut Roßberg aus Arnsdorf, ein gelernter Elektromaschinenbauer, der die Konstruktion und gesamte elektrische Verkabelung in der Hand hatte. Allein 600 Relais waren notwendig. Stück für Stück habe man gebaut, jetzt der Abbau. Bitter.

Seit zehn Jahren ist der 49-jährige Diplom-Agraringenieur Bernd Wehner aus Großharthau mit seinem jetzt 25-jährigen Sohn Sebastian dabei. Letztmalig bediente er eines der großen Steuerpulte für den Fahrbetrieb. „Natürlich geht so ein Einschnitt nicht spurlos vorüber, zumal die Anlage jetzt gerade fertig ist“. Aber er sieht es auch optimistisch, da alle zusammenhalten.

Das sieht auch Frank Lehmann so, der seit 15 Jahren im Klub ist: „Wir hatten immer Hoffnung, aber für das Gebäude wurde kein Investor gefunden. Seit zwei Jahren ist uns die Misere bekannt“. Teilweise von weither waren die Besucher gekommen. Bernd und Jörg Kunath aus Coswig zum Beispiel hatten davon in der SZ gelesen. Sie haben selbst eine kleine Anlage, wollten hier eine so große Anlage direkt einmal kennenlernen.

Wenn es auch nicht so einfach sein wird, aber der Arnsdorfer Modelleisenbahnclub hat einen Neuaufbau im Auge. Zunächst werde man wohl in der Grundschule das Material zwischenlagern. Dort gebe es auch einen Bastelraum.

Schule nur Interimslösung

Es sei aber nur eine Interimslösung, auf keinen Fall gebe es dort eine Ausstellung. Man wolle auch keine Wanderanlage bauen.

Der Bahnhof Arnsdorf soll aber im Modell Mittelpunkt bleiben. Unterstützung zum digitalen Aufbau hat auch Norbert Gawehn vom Eisenbahnbetriebslabor der TU Dresden zugesagt. Dort gibt es eine große Anlage in digitaler Technik, aber ohne jegliche Rundumgestaltung. Seit zwölf Jahren besteht zwischen beiden Einrichtungen eine gute Verbindung.