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Moderne Zeiten für 850 Schulen

Schneller als erwartet bewilligt der Freistaat seinen Schulen Geld für neue Computer. 51 Millionen Euro aus dem „Medios“-Programm sind verplant, doch in der Landeshauptstadt hapert es bei der Umsetzung.

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Von Christian Spahr

„Von insgesamt 100 Millionen Euro haben wir schon mehr als die Hälfte bewilligt“, sagt Rainer Hujer aus dem Kultusministerium. Der „Medios“-Beauftragte der Landesregierung freut sich darüber: „Die Nachfrage ist sehr, sehr groß.“ Endlich eine Computer- und Internet-Ausrüstung auf der Höhe der Zeit – diesen Wunsch will Sachsen möglichst vielen Schulen erfüllen. Schnelle Rechner sollen nicht nur in den Informatik-Räumen stehen, sondern auch in Klassenzimmern und speziellen Medien-Ecken. „Die Schul-Computer werden miteinander vernetzt“, erklärt Hujer.

Mit dem Förderprogramm will das Ministerium den Computer-Rückstand der sächsischen Schüler aufholen. Mussten sich im November 1999 noch 108 Schüler einen Rechner teilen, so kommt inzwischen ein Gerät auf 27 Schüler. Das ist nur ein Halbzeit-Erfolg: Bundesweit steht ein Computer pro 20 Schüler zur Verfügung, und im statistischen EU-Durchschnitt haben je 12 Schüler einen Rechner.

Das Fördergeld kommt ursprünglich nicht von der Landesregierung, sondern aus einem EU-Topf für regionale Entwicklung. „Es ist für alle Schularten gedacht“, sagt Hujer, „nicht nur für die Mittelschulen, wo Informatik Pflichtunterricht ist.“ Die Fördersumme bemisst sich nach der Schülerzahl. Ein großes Gymnasium kann auf diese Weise bis zu 70 Rechner erhalten, dazu Drucker, Scanner und Projektoren.

„Am Anfang ist besonders viel Geld in Berufsschulen geflossen, weil dort kompliziertere Technik nötig ist“, erklärt Hujer. Die Landesinitiative startete im Schuljahr 2001/02. Rund 850 Projekte haben die Schulbehörden bis jetzt genehmigt. Das Geld kann allerdings nur fließen, wenn die Schulträger sich an der Finanzierung beteiligen. Der Freistaat begleicht drei Viertel der Kosten, den Rest sollen Städte und Landkreise zahlen. Experte Hujer kennt zwar keine Kommune, die ihren Schulen den Zuschuss verweigert – doch er sieht, dass sich vor allem in Dresden und dem Leipziger Land bisher noch wenig getan hat. „Manchmal werden die Anträge der Schulen nicht weitergeleitet, oder es wird schleppend geplant.“

In Dresden läuft „Medios“ besonders schleppendIn der Landeshauptstadt liegt der Förderanteil deutlich unter dem sächsischen Durchschnitt, und nur für 28 Prozent der bewilligten Projekte hat Dresden tatsächlich das Geld beim Freistaat abgerufen.

Frank Haubitz, Vorsitzender des sächsischen Philologenverbandes, kann das aus seinem Dresdner Gymnasium bestätigen: „Seit einem halben Jahr gammeln neue PC-Möbel im Keller, weil die Stadt keine Vorleistungen erbringt.“ Die Genehmigung vom Ministerium hat Haubitz schon lange – doch bevor er aus dem Medios-Topf Computer bekommt, muss die Stadt Geld bewilligen für kleine Schul-Umbauten, etwa neue Kabelkanäle. „Wir haben nicht nur drei Schulen, sondern 176“, verteidigt sich Hagen Schulze von der Stadtverwaltung. Dresden will die Schulen der Stadt einheitlich vernetzen und tut sich dabei schwerer als kleinere Städte.

Medios-Vorreiter in Sachsen sind der Vogtlandkreis und Chemnitz. Dort haben die Schulen nicht nur besonders viele Computer beantragt; die Behörden haben auch schon mehr als 80 Prozent der Fördermittel abgerufen. Die Landkreise im Regierungsbezirk Dresden liegen im Mittelfeld. Die meisten haben rund die Hälfte ihrer Fördermittel bereits eingesetzt. Beim Kultusministerium stapeln sich weitere Anträge; das Programm läuft noch bis zum Schuljahr 2005/06.