Von Falk Hofer
Selbst Dixie-Klos regen manchmal zum Nachdenken an. Zum Beispiel die zwei stillen Örtchen, die nebeneinander in der Nähe des Grenzübergangs Chopinstraße stehen. An dem einen hängt ein Schloss, an dem anderen auch. Ein kleiner Zettel stellt das quasi unlösbare Rätsel: „Der Schlüssel von hier ist in der anderen Toilette“, ist an dem rechten Häuschen zu lesen. Da wird wohl so mancher, erst glücklich, das gesuchte Örtchen gleich doppelt gefunden zu haben, wieder missmutig umgedreht sein.
Nicht so Yvonne Mirle. Die junge Zittauerin hat das Bild mit ihrem Fotoapparat festgehalten. „Diese Ironie musste ich einfach ablichten“, sagt sie. Jetzt hängt das Foto neben ungefähr 20 anderen in einer Ausstellung im Café „Emil“. Als Teil des Projektes „ausgerahmt“, das sich vier Jugendclubs aus der Region ausgedacht haben.
Die Vereine – neben dem „Emil“ das Jugendhaus in Hammerstadt, das Hospi30 in Görlitz und der Club in Ebersbach – treffen sich seit drei, vier Jahren, besprechen ihre Vorhaben und stimmen bei größeren Veranstaltungen die Termine ab. In den vergangenen Sommern haben sie außerdem schon gemeinsame Camps organisiert. „Jetzt wollten wir auch im Winter etwas anbieten“, sagt Stefan Egg vom Alraune e. V., dem Träger des Emil-Cafés.
Nach kurzer Überlegung hoben sie eine Veranstaltungswoche aus der Taufe. Unter dem Namen „ausgerahmt“ sollte sie sich mit Menschen beschäftigen, die kaum oder gar nicht in die Gesellschaft integriert sind. Im „Emil“ entschied man sich für eine Fotoausstellung.
Im Dezember zogen also Vereinsmitglieder mit Kameras los, auf der Suche nach passenden Motiven. „Keiner von uns hat groß Ahnung vom Fotografieren“, sagt Yvonne Mirle. Einige Bilder mussten aussortiert werden. Die waren nicht so gelungen. Trotzdem ist eine recht ansehnliche Auswahl verschiedener Motive zusammengekommen. Sie zeigen Behinderte, Punker, Bettler oder einfach zweimal die Zittauer Arbeitsagentur, ganz nüchtern in Schwarz-Weiß. „Das ist als Symbol für den Sozialabbau gedacht, der meist Leute betrifft, die eh‘ nichts haben und sie noch weiter ausgrenzt“, sagt Stefan Egg.
Auch andere Schnappschüsse vertrauen auf die Interpretationskünste der Betrachter. Zum Beispiel die Fotos von verfallenen und sanierten Häusern, von der Grenze oder von einem Plattenbau.
Über Sinn oder Unsinn kann sich ab jetzt jeder im „Emil“ Gedanken machen. „Die Fotos bleiben bis auf weiteres erst einmal hier hängen“, so Stefan Egg. Später ist geplant, die Ausstellung in den anderen drei Clubs zu zeigen. Wann das genau sein wird, steht noch nicht fest.
Die Eröffnung verlief schon einmal Erfolg versprechend. Gut 30 Leute kamen am Dienstagabend. Das Büfett sei auch angekommen. „War alles wunderbar“, sagt Egg. So soll es auch die restlichen Tage der Woche weitergehen. Morgen steigt im „Emil“ die Party zur Projektwoche, und am Sonnabend spielen drei Bands zum Abschlusskonzert im Jugendhaus Hammerstadt auf. Hier wie dort stehen die Toiletten jedermann offen.
Das Café „Emil“ feiert morgen Abend, 21 Uhr, in seinem Domizil am Mandauer Berg 13 mit den anderen drei Vereinen. Die Clubs stellen sich und ihre Arbeit vor.