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Montag ist Fahnenappell

„Die Angst hat einen Namen. Sie heißt Montag. Montag ist Fahnenappell...“. So beginnt die Geschichte der Autorin Caritas Führer, in der sie auf packende Art die Erfahrungen eines Kindes im sozialistischen Schulalltag schildert.

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Von Dagmar Doms-Berger

„Die Angst hat einen Namen. Sie heißt Montag. Montag ist Fahnenappell...“. So beginnt die Geschichte der Autorin Caritas Führer, in der sie auf packende Art die Erfahrungen eines Kindes im sozialistischen Schulalltag schildert. Etwa 20 Leute kamen am Mittwochabend ins Rüsseinaer Kirchgemeindehaus, um die Autorin zu erleben. Eine Premiere. „Es ist das erste Mal, dass wir in meiner 17-jährigen Amtszeit zu einer Buchlesung einladen“, sagt Pfarrer Joachim Hahn.

Caritas Führer erzählt in ihrem ersten Roman ausdrucksstark ihre eigene Lebensgeschichte. Als Tochter eines Pfarrers gehört sie nicht zu den Pionieren und wer den Pioniergruß nicht mitspricht, ist nicht für den Frieden. Das Kind will bereit sein für den Frieden, in der Christenlehre sind sie es auch, aber für den Sozialismus kann es nicht sein. Das Kind spielt Geige und singt auf Elternabenden, bekommt aber den Vermerk aufs Zeugnis: keine gesellschaftliche Arbeit., denn das leistet man nur, wenn man Pionier ist. Jahre später lernt das Kind, sich gegen gegen das System zu wehren. Erst viele Jahre nach der Wende hat die 49-jährige Autorin ihre Lebensgeschichte aufschreiben können. „Zu DDR-Zeiten wäre ich dafür nach Bautzen marschiert“, weiß sie. Ein Zufall half ihr dabei, die Erzählung bei „Kiepenheuer & Witsch“ zu veröffentlichen. Ein Glücksfall. Ihre Lesereisen führten die Autorin unter anderen nach Brüssel an eine deutsche Schule und in ein deutsch-französisches Kulturzentrum in der Bretagne. Überall wurde ihr großes Interesse entgegengebracht. „Die beschriebene Dramatik hätte sich auch heute zugetragen haben können, nur auf anderer Ebene. Nur so ist es zu erklären, dass das Thema so viele Leute aus verschiedenen Regionen und Ländern interessiert, sagt die Autorin.

Caritas Führer lernte Porzellangestalterin in Meißen und studierte Lieratur in Leipzig. Nach Jahren ehrenamtlicher Beteiligung an Familienförderungsprojekten und Aktionen der Zschopauer Rumänienhilfe berief sie die kirchlich-theologische Fachschule in Bad Freienwalde 1994 zur Dozentin für Gemeindepädagogik. Heute lebt sie mit ihren drei Söhnen und ihrem Mann in Annaberg-Buchholz.