Von Sven Görner
Als der Gemeinde und den beiden Betreibern Ende Januar die Kündigungen für die Postfilialen in Friedewald und Reichenberg auf den Tisch flatterten, meldete Bürgermeister Georg Reitz (CDU) Widerstand an. Jetzt hat die Gemeinde den Kampf aufgenommen. In einem Brief an den gelben Riesen stellt sie die Hauptbegründung des Unternehmens für das Schließen der Filialen in Frage und bietet Unterstützung für deren Erhalt an.
Die Post rechtfertigt die Kündigungen zur Jahresmitte mit dem Fakt, dass in den beiden Moritzburger Ortsteilen jeweils weniger als 2 000 Einwohner leben. Diese Zahl ist die magische Grenze, die darüber entscheidet, ob die Post sich nach der Postuniversaldienstleistungsverordnung (kurz PUDLV) und ihrer eigenen Selbstverpflichtung in dem betreffenden Ort eine Filiale leisten muss. „Die Aussage stimmt zwar“, so Reitz, „andererseits hatte die Post in den Vorjahren die Schließung der Partnerunternehmen in Radebeul-Wahnsdorf und Boxdorf damit begründet, dass die Kunden ja die Filiale in Reichenberg aufsuchen könnten.“
Tatsächlich sind die beiden Filialen daher auch für Boxdorf und die Radebeuler Ortsteile Wahnsdorf und Lindenau zuständig. „Das ist unterm Strich ein Versorgungsraum mit rund 6 500 Einwohnern“, so Reitz. Vor diesem Hintergrund habe man wenig Verständnis für die beabsichtigte Maßnahme, schreibt die Gemeinde, zumal ja auch positive Entwicklungen bei den Einwohnerzahlen, dem Gewerbe und den Übernachtungen in Pensionen und Hotels zu verzeichnen seien.
„Wir verstehen, dass die Post AG als privatwirtschaftlich agierendes Unternehmen auf ihre Zahlen achten muss“, sagt Reitz. Dazu gehöre auch, die Wirtschaftlichkeit des Filialnetzes ständig zu überprüfen. „Wir bezweifeln allerdings, dass die Zahlen der beiden Partnerfilialen in Reichenberg und Friedewald tatsächlich im Einzelnen geprüft wurden. Uns erscheint es wenig glaubhaft, dass 6 500 Einwohner nicht ausreichen sollen, zwei Filialen wirtschaftlich zu betreiben, wenn die Post selbst 2 000 Einwohner als Mindestgröße für eine Filiale nennt“, sagt Reitz.
Mit Verweis auf die PUDLV und die Selbstverpflichtung des Unternehmens könne man von der Post auch die Eröffnung einer neuen Filiale in Boxdorf fordern, denn dort leben mehr als 2 000 Leute. Natürlich sei man weit davon entfernt, dem Unternehmen etwas abzuverlangen, was es wirtschaftlich schädigen würde. „Aber wir haben ein sehr hohes Interesse am Erhalt der Filialen, die gerade auch für viele alte Menschen in den Ortsteilen sehr wichtig sind“, erklärt Reitz.
„Darum wären wir sogar bereit, einen etwaigen wirtschaftlichen Nachteil der Post auszugleichen, wenn die Filialen dadurch erhalten bleiben.“ Ins Blaue hinein kann und will die Gemeinde ein solches finanzielles Engagement allerdings nicht starten. In ihrem Schreiben an die Postverantwortlichen bittet sie daher, in die betriebswirtschaftlich relevanten Daten der beiden Partner-Filialen in Reichenberg und Friedewald Einblick nehmen zu können. In der nächsten Woche sollen die Bundes- und Landespolitiker der Region für das Problem sensibilisiert werden. Außerdem ist eine Unterschriftensammlung angelaufen.