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Moritzburger Fisch- und Waldfest abgesagt

Nach dem Schloss-Triathlon und den Hengstparaden verhindert die Corona-Pandemie die dritte Großveranstaltung. Für die Teichwirtschaft ein herber Verlust.

Von Sven Görner
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Abgefischt wird der Moritzburger Schlossteich auch in diesem Jahr. Aber ohne das traditionelle Volksfest.
Abgefischt wird der Moritzburger Schlossteich auch in diesem Jahr. Aber ohne das traditionelle Volksfest. © Norbert Millauer

Moritzburg. Moritzburg erlebt bei schönem Wetter regelmäßig einen regelrechten Ansturm von Tagesausflüglern und Touristen. Erst recht, wenn Großveranstaltungen wie der traditionelle Fischzug am Schlossteich stattfinden. Der hat, seit er in den vergangenen zehn Jahren am letzten Oktober-Wochenende als Fisch- und Waldfest organisiert wird, echten Volksfestcharakter. Forsttechnik, Infostände, Verkaufsbuden, Künstler und natürlich das Angebot von frischem Fisch locken bei schönem Wetter um die 35.000 Besucher an.

In Corona-Zeiten ein Problem. Und so ist seit Dienstag offiziell, was bisher nur vermutet werden konnte. „Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Regeln sowie Hygienevorschriften hat sich die Kulturlandschaft Moritzburg GmbH mit ihren Partnern dazu entschieden das Fisch- und Waldfest für das Jahr 2020 abzusagen“, heißt es in der von der gemeindeeigenen Gesellschaft verbreiteten Mitteilung. „Wir bedauern diese Absage sehr, aber das Fest in seiner bisherigen Form und Größenordnung ist unter den gegebenen Bedingungen nicht realisierbar und auch wirtschaftlich nicht darstellbar“, so Gundula Bleul, die Geschäftsführerin der Kulturlandschaft Moritzburg GmbH (KLM).

Zwar sind nach den derzeitigen Vorgaben auch größere Veranstaltungen wieder möglich, was Radebeul und Meißen dazu veranlasste, die dortigen Weinfeste in veränderter Form durchzuführen, für Moritzburg sei das dennoch keine Option. „Wir können nicht das gesamte Gelände zwischen dem Schlossparkplatz, dem Kollwitz-Haus, der Fischgrube und dem Schloss absperren“, sagt die KLM-Geschäftsführerin. Die für eine Genehmigung des Veranstaltungskonzepts geforderte Nachverfolgung sei so nicht zu gewährleisten.

Und selbst wenn es möglich wäre, den Zugang zum Festgelände zu regulieren, gebe es weitere Probleme. „Die Großparkplätze befinden sich ja am Ortsrand. Wir können die Besucher nicht erst dort parken lassen und sie dann wegen Überfüllung des Festgeländes wieder dorthin zurückschicken“, erklärt Gundula Bleul. Um die Abstände der Besucher auf dem Gelände einhalten zu können, wäre es sicher auch erforderlich gewesen, die Anzahl der Verkaufsstände zu reduzieren. „Das hätte unterm Strich bedeutet: weniger Einnahmen bei höheren Ausgaben.“ Da der KLM schon die Einnahmen von April und Mai von den Parkplätzen im Ort und den Vermietungen in Bad Sonnenland fehlen, sei letztlich auch dass finanzielle Risiko ein Grund für die Absage.

Zudem hatte der Sachsenforst als ein Partner bereits signalisiert, sich in diesem Jahr nicht zu beteiligen. Wie der Leiter des Forstbezirks Dresden, Markus Biernath, auf SZ-Nachfrage sagte, sei der Hauptgrund dafür Corona. „Aber auch die nach wie vor angespannte Situation im Wald, durch die Trockenheit und den Borkenkäferbefall, lassen uns derzeit kaum personellen und finanziellen Spielraum für gemeinwesenorientierte Veranstaltungen.“ Bereits im Vorjahr hatte der Sachsenforst aus diesen Gründen auf die Präsentation von Großtechnik verzichtet.

Während die KLM und der Forst durch die Absage des Fisch- und Waldfestes einem finanziellen Risiko aus dem Weg gehen, beziehungsweise Kosten sparen, trifft es nicht nur die Händler und Künstler, sondern auch den dritten Partner hart - die Teichwirtschaft Moritzburg GmbH.

Das bunte Treiben beim Fisch- und Waldfest lockt jedes Jahr Zehntausende Besucher an. In Corona-Zeiten ein Problem.
Das bunte Treiben beim Fisch- und Waldfest lockt jedes Jahr Zehntausende Besucher an. In Corona-Zeiten ein Problem. © Norbert Millauer

Abgefischt wird der Teich natürlich mit und ohne Fest. Das ist auch nicht das Problem. Was aber komplett wegfällt, ist die Direktvermarktung der frisch aus dem Wasser geholten Fische. „Das bedeutet für uns schon eine erhebliche Einbuße“, sagt Geschäftsführer Henry Lindner. „Schließlich erzielen wir beim Direktverkauf den größten Gewinn.“

Im Durchschnitt werden an dem letzten Oktober-Wochenende zwischen zwei bis drei Tonnen Karpfen verkauft. „Neben dem Frischfisch ist auch der angebotene Räucherfisch sehr gefragt.“ Je nach Wetter sichert das der Teichwirtschaft so um die zehn Prozent ihres Jahresumsatzes, wie Henry Lindner ergänzt. „Den müssen wir nun in diesem Jahr auf andere Weise hereinholen.“

Bei der Kulturlandschaft Moritzburg und der Teichwirtschaft denkt man daher darüber nach, im Herbst in Moritzburg mehrere kleine Spezialmärkte zu organisieren. „Das ist zwar kein Ersatz für das Fisch- und Waldfest, aber für die Händler und die Teichwirtschaft zumindest in gewissem Umfang eine Alternative“, so Gundula Bleul. Nähere Informationen dazu soll es im September geben.

Henry Lindner hofft, dass damit dann auch Besucher angesprochen werden, die sich frischen Fisch aus den Moritzburger Teichen mit nach Hause nehmen wollen.