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Moritzburger Kastanien werden nicht gefällt

Die Besucher von Schloss Moritzburg werden sich im Frühjahr an der Kastanienblüte auf dem Dammweg erfreuen können. Das Regierungspräsidium Dresden stoppte gestern die für heute geplante Fällung von 30 Bäumen und räumte Verfahrensfehler ein.

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Von Sven Görner

Rudolf Haas war gestern Abend sichtlich erleichtert: „Mit der Zurücknahme der Fällgenehmigung durch das Regierungspräsidium Dresden (RP) haben wir erst einmal Zeit gewonnen“, sagt der Forstingenieur aus Radebeul. Das Mitglied des Bundes für Umwelt und Naturschutz war am Sonnabend durch den Bericht der Sächsischen Zeitung alarmiert worden, dass im Zuge der für dieses Jahr geplanten Restaurierung des barocken Dammweges auch der Großteil der dort befindlichen 80 bis 100 Jahre alten Kastanien gefällt werden sollen.

Naturschutzverbände wurden nicht beteiligt

Laut einem Gutachten seien viele der Bäume ausgefault. Auch die Miniermotte habe in den vergangenen Jahren zur Schwächung der Kastanien beigetragen. „Nach meinem Eindruck sind 90 Prozent der Bäume in einem sehr guten gesundheitlichen Zustand“, sagt dagegen Haas. „Lediglich drei Bäume sind offensichtlich stärker geschädigt und könnten ohne Beeinträchtigung des Gesamtbildes mittelfristig durch Pflanzmaßnahmen ersetzt werden.“ Diese Ansicht hätte der BUND in das Verfahren einbringen und möglicherweise ebenfalls durch ein Gutachten erhärten können. Eine Beteiligung der Naturschutzverbände gab es allerdings nicht.

Mit einem in der Nacht zum Dienstag beim Dresdner Verwaltungsgericht eingereichten Antrag auf einstweilige Verfügung wollte der BUND die drohende Fällung stoppen und eine Beteiligung am Verfahren erzwingen. Daraufhin zog das RP gestern Mittag selbst die Notbremse und nahm die erteilte Fällgenehmigung zurück. „Sowohl die Obere Naturschutzbehörde beim RP als auch die Naturschutzverbände hätten beteiligt werden müssen, denn die Bäume befinden sich im Landschaftsschutzgebiet“, räumte RP-Sprecher Holm Felber ein. „Da müssen wir uns Asche aufs Haupt streuen.“ So sei die Entscheidung allein von der Denkmalpflege-Behörde im Regierungspräsidium gefällt worden, die sich dabei auf das Baumgutachten gestützt habe.

Nun, so Felber, soll sich auch die Naturschutzbehörde mit dem Vorgang befassen, und auch die bisher fehlende Beteiligung der Öffentlichkeit will das RP gewährleisten. Ob allerdings allein dadurch die Kastanien auf dem Dammweg vor der Säge gerettet werden können bleibt abzuwarten. Denn für das RP scheint es vor allem um den Verfahrensfehler zu gehen. „Am Ende wird man sicher zu keinem anderen Schluss kommen als bisher“, sagte Felber.

Auch Haas will sich nicht ausschließlich auf die formale Beteiligung verlassen. „Möglicherweise müssen wir auch andere Formen suchen, um die Bäume zu retten.“ Gestern Nachmittag warb er beispielsweise mit Flugblättern vor dem Schloss für eine kleine Kundgebung zum Erhalt der Allee. Sie soll heute um 7 Uhr auf dem Dammweg stattfinden.

Bis zum Herbst sind

die Bäume sicher

Die gestrige Entscheidung des Regierungspräsidiums verschafft dem BUND erst einmal den notwendigen zeitlichen Spielraum, um weitere Schritte zu planen. „Da Fällungen nur noch bis Ende Februar möglich sind, haben wir die Bäume so zumindest bis zum Herbst gerettet.“ Abzuwarten bleibt, welche Auswirkungen der Stopp der Baumfällung auf die Sanierung des Dammweges hat. Dort sollen mit Ende des Winters Gas- und Stromleitungen verlegt werden. Danach ist geplant, die barocken Rasenbänder wieder neu anzulegen. Im Herbst sollten dann die neuen Kastanien gepflanzt werden.