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Morsches ist nützlich

Waldbesitzer im Jahnatal sollen ihre Flächen nach EU-Vorgaben pflegen.

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Von Hartmut Landgraf

Auf Sachsens Waldbesitzer kommen neue Maßgaben aus Brüssel zu. Mit einer schon 1992 beschlossenen Naturschutz-Richtlinie will die Europäische Union besonders erhaltenswerte Waldgebiete (FFH-Gebiete) unter Schutz stellen. Der Freistaat Sachsen hat seit 1998 insgesamt rund neun Prozent seiner Landesfläche zum FFH-Gebiet deklariert. Für die Privatwaldbesitzer würden derzeit Managementpläne erarbeitet, zu deren Umsetzung allerdings gegenwärtig niemand verpflichtet sei, sagt ein Sprecher des Sächsischen Umweltministeriums. Konkrete Maßnahmen sollten fallweise und im Einvernehmen mit den Betroffenen vereinbart werden.

Im Landkreis Döbeln laufen solche Gespräche bereits über die Gehölze im Dolomitgebiet Ostrau und Jahnatal. Dortige Waldbesitzer hatten kürzlich auf dem Ökohof Auterwitz erstmals Gelegenheit, gemeinsam mit Behördenvertretern und Planungsbüros über geforderte Einschränkungen und Maßnahmen bei der Bewirtschaftung ihrer Flurstücke zu diskutieren.

„Rund um Ostrau geht es vor allem darum, dass der typische Eichenbestand nicht schrumpft“, sagt Jenny Kießling vom Landesforstpräsidium. Auch müsse der Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft verringert werden. Holunderbüsche und die Brennnessel deuteten darauf hin, dass der Stickstoffanteil zu hoch sei. Ein Großteil des Waldes im FFH-Gebiet Jahnatal befindet sich in Hanglagen. Von den Feldern auf den Hochflächen würden nährstoffreiche Sedimente in die Hangwälder geschwemmt, erklärt Henry Kittel vom Berliner Planungsbüro Fugmann Janotta. Waldbesitzer könnten das verhindern, indem sie am Waldsaum zum Beispiel Hecken oder Haselbüsche anpflanzen. Kittel macht auch darauf aufmerksam, dass Jagdpächter angehalten werden müssten, den Rotwildbestand im FFH-Gebiet zu reduzieren, um den Verbiss von Jungpflanzen zu vermindern. Was hingegen den Anteil an Totholz und morschen Bäumen betreffe, sei das Gebiet in einem „günstigen Zustand“. Es müsse immer eine ausreichende Zahl solcher Bäume im Wald verbleiben, damit dieser sich regenerieren könne.

Die Pläne stießen bei den Waldeigentümern auf ein geteiltes Echo. „Ich kann damit leben“ sagte etwa Rolf Hoffmann aus Zschaitz, dem im FFH-Gebiet 0,3 Hektar Buchen- und Birkenwald gehören. Er soll sich laut Managementplan künftig beim Ausfällen von Totholz einschränken. Doch es gibt auch Widerspruch. Waldbesitzer sehen Kosten auf sich zukommen. Es gebe zwar Fördermöglichkeiten, jedoch erst ab einer Flächengröße von rund 1,4 Hektar, sagt die Referentin des Landesforstpräsidiums.