Von Frank Fischer
Ganz Sachsen ist mittlerweile von den gefräßigen Miniermotten befallen. Doch bevor sie unsere ganzen Kastanien abnagen, machen sich die Mitarbeiter des Sachgebietes Stadtgrün auf die Jagd nach den Insekten.
Seit April sind Karin Haßenpflug und Uwe Exner als Fallensteller unterwegs und das ganz legitim im Auftrag des Fachbereiches Stadtgrün der Stadtverwaltung Görlitz. Beide ABM-Kräfte suchen an jedem Wochentag von 7 bis 15.30 Uhr die Nähe von Kastanienbäumen und hoffen, dass ihnen wieder ganz viele Motten buchstäblich auf den Leim gegangen sind. Das ist auch Donnerstagvormittag nicht anders. An diesem Tag macht sich das inzwischen perfekt miteinander harmonierende Team in der Kastanienallee zu schaffen.
Nach 14 Tagen werden
die Fallen erneuert
„Die 14 Tage sind rum, und dann müssen die Fallen für das Ungeziefer wieder ausgewechselt werden“, klärt Karin Haßenpflug auf. Fallen, die 30 Zentimeter lang sind, wie Kunststoffhäuschen aussehen und innen mit einer Klebefläche behaftet wurden. Auf dieser ist ein mit Pheromon gefüllter Lockstoffkörper angebracht, der die männlichen Moniermotten anlockt und auf der Klebefläche dingfest macht. Der von den weiblichen Motten produzierte Lockstoff wird auch synthetisch hergestellt und bewirkt die Begattung der Weibchen durch die Männchen und damit den Fortpflanzungsprozess. „Dieser Sache schieben wir einen Riegel vor und das sieht so aus“, sagt die Fallenstellerin. Dabei zeigt sie, die aus dem Fallenbehälter entnommene Klebefolie, auf der sich ein Muster von geschätzten 1 500 geleimten Moniermotten gebildet hat.
Vier Meter lange Gabel
hilft beim Platzieren
An einem Kastanienbaum werden je nach Größe ein bis vier Fallen ausgewechselt, was nicht länger als fünf Minuten dauert. „Bei uns sitzt jeder Handgriff“, berichtet Uwe Exner und erbringt sofort den Beweis. Mit einer etwa vier Meter lange Gabelstange, hängt er die Fallen auf den unteren Äste der Baumkrone ein. Zuvor hat Karin Haßenpflug das nun schon routinemäßige Auswechseln der Klebeflächen in den grünen Kunststoffbehältern besorgt. Die Lockstofffallen wurden von einer Regensburger Firma entwickelt und haben bisher einigen Millionen männlichen Motten das Leben in und um Görlitz gekostet.
Manchmal muss die
Technik helfen
Natürlich gibt es auch Bäume, wo die Astkronen mit der Gabelstange nicht mehr erreichbar sind. Dann tritt der hydraulische Hubsteiger in Aktion. Er funktioniert wie ein Fahrstuhl, in den sich das Team hineinstellt, um in luftiger Höhe die Fallenauswechslung vorzunehmen.
Für den organisatorischen Ablauf der Mottenrazzia ist Steffen Leder zuständig. An einem angefressenen und bräunlich verfärbten Kastanienblatt demonstriert er das Unwesen dieses gefräßigen Ungeziefers. Das Weibchen legt Eier, aus der Larven schlüpfen, die den Blattsaft schlürfen und das Blattgrün fressen, so dass die Blätter absterben. Steffen Leder erklärt, dass Moniermotten zuerst in Mazedonien aufgetreten sind, sich dann über ganz Europa ausgebreitet haben, bis sie Ende der 90er Jahre in hier heimisch wurden.
650 Kastanien
stehen in Görlitz
Rund 650 Kastanienbäume stehen in Görlitz und den eingemeindeten Ortschaften. Die vorwiegend in Privatbesitz befindlichen Bäume sollen nun bis Ende September mit 900 Fallen, die regelmäßig ausgewechselt werden, von den Moniermotten weitestgehend befreit werden. „Die Fangquoten können sich bisher sehen lassen“, stellt Steffen Leder klar. Aber allein mit Fallen sei es nicht getan. Genau so wichtig ist es, im Herbst das Falllaub zu beseitigen, damit dort nicht die letzte Generation von Motten als Puppe überwintern kann.
„90 bis 120 Fallen wechseln wir am Tag aus“, verrät Karin Haßenpflug. Obwohl sie mit ihrem Kollegen jeden Tag diese ungiftige Arbeit bewältigen muss, habe sie bisher noch nicht von den stets gleich aussehenden Mottenmustern auf den auszuwechselnden Klebefolien geträumt.