Wer steuert künftig die Müglitztalbahn?

Eigentlich sollte sich im April schon abzeichnen, welches Unternehmen in naher Zukunft auf den Bahnstrecken rund um Dresden unterwegs sein wird. Denn bis zum 15. April hätten die Bahnunternehmen ihr Angebot für das sogenannte Dresdner Dieselnetz einreichen können. Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) als Vergeber der Leistungen, hat die Abgabefrist nun um einen Monat bis zum 13. Mai verlängert. "Hintergrund sind die durch die Corona-Krise verlängerten Abläufe bei Rücksprachen und Anfragen", erklärt VVO-Sprecher Christian Schlemper auf SZ-Nachfrage.
Wie viele Angebote bis jetzt eingegangen sind, wollte er mit Hinweis auf das laufende Vergabeverfahren nicht verraten. Nur so viel steht fest. Der Zeitplan für die Vergabe bleibt unverändert: "Eine Entscheidung ist am 3. Juni in der Verbandsversammlung des Verkehrsverbundes geplant", so Schlemper.
Dann entscheidet sich, wer ab Dezember 2021 die Strecken im Müglitztal, von Dresden nach Kamenz und Königsbrück sowie zwischen Pirna und Sebnitz bedienen wird. Gegenwärtig hat die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) den Auftrag dazu. Sie übernahm nach einer Notvergabe das Geschäft von der Städtebahn Sachsen, die aus wirtschaftlichen Gründen im Sommer 2019 den Betrieb eingestellt hatte.
Unabhängig von der Neuvergabe wird es wohl auch in Zukunft Gütertransporte auf der Müglitztalbahn geben. "Diese Chemiezüge müssen sich dem Fahrplan des Personenverkehrs unterordnen", so VVO-Sprecher Schlemper. Das heißt, die Güterzüge nutzen die Lücken zwischen den Personenzügen.
Der Schlottwitzer Eisenbahnexperte Stefan Müller hatte unlängst die Gelegenheit, im Chemiewerk zu recherchieren. "Die Güterzüge fahren in der Regel einmal pro Tag hin und zurück nach einem festen Fahrplan. Verantwortlich für die Beförderung ist DB Cargo", so Müller. Diese holt die Kesselwagen vom Werksbahnhof in Köttewitz ab und bringt sie dorthin. Den Transport vom und ins Werk übernimmt ein Unimog.
Bei dem Güterzug nach und von Köttewitz handelt es sich um einen sogenannten Nahgüterzug, der in Dresden-Friedrichstadt beginnt beziehungsweise endet. "Von dort geht es im Zugverband weiter, da die Fluorchemie zu wenig Wagen pro Tag ausliefert, als das es für einen eigenen Ferngüterzug ausreichend wäre", so Müller. Deshalb wird dieser Zug mit einer Rangier- und Güterzuglok der Baureihe V90 (290 beziehungsweise 294) bespannt, welche nur für kurze Fahrstrecken eingesetzt wird. Ab Dresden wird nicht mehr mit einer solchen Diesel- sondern mit einer Elektrolok gefahren.
Im Kesselwagen selbst wird zum einen Schwefelsäure transportiert, die das Dohnaer Unternehmen aus Hamburg bezieht. Außerdem werden fertige Produkte, wie zum Beispiel Flusssäure vom Werk abtransportiert. "Von daher kann es auch mal vorkommen, dass kein Wagen angeliefert aber mehrere für den Versand vorgesehene Wagen abgeholt werden", so Müller.