Von Anja Beutler
Seit 20 Jahren ist Müller Dirk Schmidt von der Rittermühle in Rennersdorf mittlerweile im Geschäft. Aber so etwas hat er bislang noch nicht erlebt: „Ich muss mittlerweile bis zum Rostocker Seehafen gehen, um überhaupt noch gutes Getreide zum Mahlen zu bekommen“, sagt er. Bis Februar hat er Aufträge, für die Zeit danach sucht er noch. Durch die schlechte Weizen- und Roggenernte kommt er kaum an gute Grundstoffe. Auch im Norden des Kreises und in Nordsachsen, wo normalerweise immer etwas zu holen sei, sehe es diesmal schlecht aus, beschreibt Dirk Schmidt die generelle Situation.
Müller: Getreidepreise
steigen – Mehlpreise auch
Wenn guter Weizen und vor allem guter Roggen knapp wird, steigen die Preise auf dem Getreidemarkt – und damit wird am Ende auch das Mehl teurer. Müller Dirk Schmidt in Rennersdorf hat zum August die Preise angehoben. Für eine Tonne Mehl müssen die Bäcker nun statt 300 Euro bis zu 380 oder 400 Euro bezahlen. Bei Schmidts Kollege Jürgen Berthold von der gleichnamigen Mühle in Oderwitz sehe die Lage nicht anders aus.
Bäcker: Brot und Brötchen
werden teurer
Dass die höheren Mehlpreise auch bald die Verbraucher spüren werden, ist sehr wahrscheinlich. Bäcker Lutz Stolle aus Eibau, der Mitglied in der Bäcker-Innung Löbau-Zittau ist, weiß, dass im Görlitzer und Dresdner Raum Brot und Brötchen schon teurer geworden sind. Auch in Löbau-Zittau werden Preiserhöhungen in den nächsten Wochen zu spüren sein, schätzt er. Große Sorgen macht den Bäckern zudem der Roggen. „Es ist wenig Mehl da und die Qualität ist schlechter als sonst“, sagt Stolle.
Grosshändler: Bauern
liefern nur Futtergetreide
Auch bei der Baywa sehen die Lagerbestände in diesem Jahr etwas anders aus: „Was die Bauern hier in der Region liefern, hat vor allem Futtergetreide-Qualität“, sagt Heike Millhoff vom Unternehmen. Zwar habe es im Oberland vor dem großen Regen gute Ernten gegeben, aber das, was im Moment geliefert werde, sei sehr feucht und von minderer Qualität. Die Baywa nehme dennoch die Lieferungen an, da bei der generellen Weltmarktlage auch für Futtermittel sehr gute Preise erzielt werden.
Bauern: schlechtes Jahr
aber noch keine Existenznot
Der Beginn der Erntezeit war für die Bauern vielversprechend: „Es sah nach einer richtig guten Ernte aus“, sagt Joachim Häntsch, der Vorsitzende des Bauernverbandes. Dann kam der August, der Regen, das Hochwasser. „Wir konnten wegen der Nässe seitdem kaum auf die Felder“, sagt Häntsch. Zusätzlicher Aufwand fürs Trocknen des Getreides und Probleme mit der Technik wegen der Nässe kommen hinzu. Glücklicherweise ist der Weltmarkt momentan generell angespannt, so dass die zu erzielenden Preise zum Großteil auskömmlich sind.
Brauer: Bierpreise bleiben
fürs erste stabil
Sowohl die Löbauer Bergquell Brauerei als auch die Eibauer Brauerei beobachten den Markt für Gerste genau. Derzeit habe man wegen der langfristigen Verträge mit den Lieferanten noch keine Probleme und rechne auch nicht mit kurzfristigen Preissteigerungen. Zumal die Ernte der Wintergerste im Frühjahr gut war. Sommergerste, wo es derzeit hohe Verluste gibt, spielt für Brauereien keineso große Rolle.
Auf ein Wort