Von Thomas Morgenroth
Seine Eltern hatten mehr Angst als er selbst, als Matthias Reichenbach im Herbst 1989 in Dresden die Stasi-Bezirkszentrale mit besetzte, Montagsdemonstrationen organisierte und im Neuen Forum mitarbeitete. „Keine Gewalt“ war bei allen Aktionen oberstes Gebot, was letztlich beide Seiten respektierten. „Es war tatsächlich eine friedliche Revolution“, sagt Reichenbach.
Damals mögliche persönliche Nachteile durch sein Engagement gegen die herrschende Staatsmacht schreckten ihn nicht: „Ich war gut trainiert“, erinnert er sich. Schon seit seiner Kindheit lebte Reichenbach, 1962 in Chemnitz geboren, gewissermaßen als Außenseiter unter seinen Altersgenossen. Er war weder Mitglied bei den Pionieren, noch in der FDJ oder einer anderen Massenorganisation und Partei.
Viele Wege, auch beruflich, standen ihm damit nicht offen. „Es war schon ein Wunder, dass ich überhaupt studieren konnte“, sagt Reichenbach. Aber es durfte nur in einem gesellschaftlich neutralen Bereich sein. Er schrieb sich an der TU Dresden ein und wurde Diplom-Ingenieur für Maschinenbau. Nur wenige Jahre arbeitete er in seinem Beruf, als Entwicklungsingenieur in Dresden.
Das Ende der DDR veränderte Reichenbachs Leben grundlegend. „Es war eine einmalige Gelegenheit, nachhaltig etwas zu verändern“, sagt er. Diese große Chance, „in kurzer Zeit viel zu gestalten“ hat er wahrgenommen. Reichenbachs Mitwirkung beschränkte sich nicht auf die Beseitigung des alten Systems, er setzte sich für neue demokratischer Strukturen ein. Er arbeitete im Koordinierungsausschuss für die Bildung des Landes Sachsen mit. Sein besonderes Augenmerk galt dem personellen und organisatorischen Aufbau eines vertrauenswürdigen öffentlichen Dienstes.
Heute ist Matthias Reichenbach in leitender Position im Wirtschaftsministerium tätig. Er ist Vater von fünf Kindern, das älteste 21, das jüngste zwei, und wohnt seit 1995 im Freitaler Stadtteil Pesterwitz. Neben seiner beruflichen Tätigkeit wirkt er ehrenamtlich zum Beispiel im Förderverein des St.-Benno-Gymnasiums Dresden mit. Landtagspräsident Iltgen bezeichnete Reichenbach in seiner Laudatio als „gutes Beispiel für tätiges und mündiges Bürgerengagement.“