Von Lothar Schöppe
Wer da denkt, Münzsammler seien Menschen, die den ganzen Tag im Geld wühlen, der denkt verkehrt. Die Numismatiker betrachten Münzen und Medaillen als Kunstgegenstände. Alte und neue Münzen sind für sie Zeugen der Vergangenheit und Gegenwart. Sie dienen ihnen als Spiegel der Geschichte, weil oft bedeutende Ereignisse mit der Prägung und der Herausgabe von Münzen verbunden sind. Und natürlich wollen die Numismatiker auch nicht im eigenen Saft schmoren, sondern schauen, kaufen oder verkaufen und eigene Sammlungen vervollständigen. Diesem Anliegen diente auch der gestrige Münzgroßtausch der Kamenzer Münzfreunde in der Gaststätte Handrack.
Natürlich sind es nicht nur Vereinsmitglieder, die von den Tauschmöglichkeiten Gebrauch machen. Dem Kamenzer Verein gehören gegenwärtig 21 Mitglieder an, wie vom Vereinsvorsitzenden Jörg Bäuerle zu erfahren war. Bereits in der ersten Stunde nach der Eröffnung hatten sich 30 Interessenten die Klinke in die Hand gegeben. Erfahrungsgemäß kommen zu den Tauschtagen etwa 70 bis 80 Freunde der Numismatik. Solche, die selbst sammeln oder die Mitglied im Verein werden wollen, wie Siegfried Höfer aus Kamenz, der seit 20 Jahren Münzen sammelt und dies künftig noch zielstrebiger tun will. Dr. Rolf Reimann, Präsident der Sächsischen Numismatiker, verwies darauf, dass es in Sachsen von Marienberg bis Görlitz 25 Vereine gibt, die ein großes Potenzial darstellen. Hinzu kommen Tausende Nichtmitglieder, die sich bei den Vereinen Rat holen.
Reinhard Wenzel aus dem Kreis Bautzen ist in Kamenz kein Unbekannter. Regelmäßig unterbreitet er ein großes Angebot an Münzen und Medaillen. Begonnen hat er schon 1969 mit dem Sammeln von Briefmarken, stieg aber danach auf das Sammeln von Münzen um. „Man lernt viel über fremde Länder, lernt andere Sammler kennen und hat dabei viel Freude“, sagt er. Auch Axel Schildbach gehört zu denen, die von der Sammelleidenschaft befallen sind. Schon der Großvater und sein Vater haben Münzen gesammelt und diese Leidenschaft auf den Sohn vererbt. „Natürlich kostet das Sammeln von Münzen auch Geld“, meint er. Doch die Freude, das Beschäftigen mit fremden Kulturen überwiegt. Immerhin gibt es Münzen schon seit vielen hundert Jahren. Ihre Vorläufer waren Muscheln oder Perlen, die als Tauschobjekte dienten, um andere Waren dafür einzutauschen. Von Jörg Bäuerle war zu erfahren, dass eine vor etwa einem Jahr mit anderen Fachleuten begonnene Broschüre über die 1622 geprägten Kamenzer Kipppfennige in Druck gegangen ist. Auf 40 Seiten sind Details aus der Kamenzer Geschichte enthalten, die auch für Nicht-Numismatiker von Interesse sein dürften.