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Mütter-Kompetenzen sind gefragt

Ausbildung, Schwangerschaft, Erziehungsjahre und dann? Die sozialen Fähigkeiten von Müttern sind gefragter denn je, ist die Radebeuler Familieninitiative überzeugt. Um Frauen nach der Familienpause den Weg in Beruf oder Selbständigkeit zu erleichtern, startet der Verein in Kooperation mit dem Chance e.V. ab September ein dreimonatiges Trainingsprogramm. Bewerbungen werden ab sofort entgegen genommen.

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Von Frank Roßmann

Nein, als bloße Fortbildung für Frauen sei das Trainingsprogramm nicht gedacht, sagt Angela Zscheischler, die Geschäftsführerin der Familieninitiative Radebeul. „Insofern bieten wir in unserem Kurs auch keine Computerschulung oder Einführung in die neue Rechtschreibung an, wie herkömmliche Seminare für Berufsrückkehrer“,sagt sie. Um Frauen nach der Familienpause zurück in die Erwerbsarbeit zu helfen, wolle man genau jene Kompetenzen herausarbeiten und stärken, die sie bei der Erziehung der Kinder und der Familienarbeit erworben haben. Und das seien vor allem Organisationstalent, Kompromissbereitschaft und hohe Belastbarkeit.

Frauen ins Management und Marketing

„Allesamt Schlüsselqualifikationen, die im Unternehmens-Management, bei der Personalentwicklung und im Marketing händeringend gesucht werden“, sagt Christina Pfeiffer, Referentin für Regionalinitiativen „Frau & Beruf“ der Stiftung Innovation und Arbeit Sachsen. Sie berät die Familieninitiative bei der Vorbereitung des Programmes.

„Unser Kurs adressiert sich aber auch an Männer, die sich ähnlich um die Erziehung der Kinder und die Familie gekümmert haben oder Erfahrungen in Ehrenämtern sammeln konnten“, so Zscheischler. Zum Kursprogramm, das auf bereits erworbene soziale Kompetenzen aufbaut, gehören nicht nur Seminare zu Konfliktlösungs-Strategien, Produktpräsentation und Verkauf, sondern auch ein spezielles Training zur Stärkung des Selbstbewusstseins. Sechs Trainer, unter anderem Psychologen, Betriebswirte und Ingenieure, leiten die Seminare. „Das sind auf jeden Fall Fachleute auf ihrem Gebiet“, sagt Zscheischler. Ziel des Trainingsprogrammes ist jedoch nicht allein die Vorbereitung der Teilnehmer auf den Arbeitsmarkt. „Wir haben den Ehrgeiz, wenigstens die Hälfte der 18 Teilnehmer in eine Anstellung oder auch in die Selbständigkeit zu führen“, so Zscheischler. Wenn dies gelänge, stünden auch weitere Fördermittel zur Finanzierung weiterer Nachfolgekurse zur Verfügung.

Das erste Trainingsprogramm, das am 4. September diesen Jahres beginnt, ist als Modellprojekt allein bis Ende Dezember 2003 ausgelegt und wird durch Fördermittel der Europäischen Union und des Freistaates über insgesamt 22 000 Euro finanziell bestritten. Um Zuschüsse für weitere Kurse zu erhalten, müssen Familieninitiative und Chance-Verein wenigstens 50 Prozent der Teilnehmer erfolgreich in Brot und Gehalt bringen. „Mit den Fördermitteln ist das Trainingsprogramm durchfinanziert. Aber unsere Anstrengungen um Kontakte zu Unternehmen, die als künftige Arbeitgeber in Frage kommen, werden uns aus den Zuschüssen nicht vergütet“, sagt Zscheischler.

Teilnahme am Kurs ist grundsätzlich kostenfrei

Dennoch sei die Teilnahme am Kurs grundsätzlich kostenfrei. Jeder Teilnehmer erhält eine Tagespauschale von fünf Euro. „Das ist sicher nicht viel. Aber angesichts des geringen Betrages überlegt sich aber jeder auch richtig: Will ich oder will ich nicht“, so Zscheischler. Auf die „richtige Portion Eigenständigkeit“ und Motivation komme es jedoch bei dem Trainingsprogramm an. Schließlich sollen die potenziellen Berufsrückkehrer weitestgehend eigenständig Projekte zum Berufseinstieg entwickeln und sind auch sonst besonders auf eigene Füße gestellt. „Bei normalen Seminaren für Berufsrückkehrer werden die Teilnehmer meist mit dem Stoff berieselt ohne jedoch wirklich auf den Neustart ins Berufsleben vorbereitet zu werden. Das ist bei dem Projekt der Familieninitiative und des Chance e.V. auf jeden Fall anders“, sagt auch Pfeiffer.

Bewerbungen für das Programm nimmt das Familienzentrum ab sofort bis Mitte Juli unter der Rufnummer 03 51 / 8 39 73 21 entgegen. Eine Teilnahmebedingung ist auch, dass der Berufsrückkehrer nicht bereits Leistungen vom Arbeitsamt bezieht. Das jüngste Kind einer Neustarterin sollte zudem nicht älter als 10 Jahre sein.