Döbeln. Die Bilder aus Döbeln haben Symbolwert. Vor dem Cinema geht der Werbeaufsteller für den Film „Mulan“ in Flammen auf. Angesteckt nicht als ein Akt der Zerstörungswut, sondern als einer des Protestes. Denn Disney hat angekündigt, den Film gar nicht erst in den Kinos, sondern gleich bei seinem Streaming-Dienst Disney+ laufen zu lassen.
Das Cinema hat die Verbrenungsaktion bei Facebook gepostet und darauf viele Reaktionen erhalten, sagte Kinoleiter Niklas Spitzer. „Nicht nur wir regen uns darüber auf. Eine ganze Reihe von Kinobetreibern hat auf den Beitrag reagiert. Ein Film, der 200 Millionen Dollar gekostet hat, gehört auf die Leinwand eines Kinos.“
In die Neuauflage der Geschichte um das chinesische Mädchen Mulan hatten die Kinobetreiber einige Hoffnung nach der monatelangen Zwangspause wegen Corona gesetzt.
Anfang Juli gestartet
Das Cinema war am 9. Juli wieder gestartet, eigentlich sollte der Film etwa zwei Wochen später in die Kinos kommen – und viele Zuschauer anlocken. „Das wäre eine schöne Sache geworden. Mulan war ja auch früher schon ein erfolgreicher Kinderfilm“, sagte Spitzer.
Als Disney den Start wieder mal verschob, und das, ohne einen neuen Starttermin anzukündigen, schwante dem Kinoleiter schon nichts gutes, wie er erzählte. Anfang des Jahres waren die Werbematerialien an die Kinos herausgegeben worden – wie auch der Aufsteller, der für den flammenden Protest herhalten musste. „Wir haben für Disney ein halbes Jahr lang kostenlose Werbung gemacht“, sagte Spitzer.
Seit März hatte das Cinema wie alle anderen Kinos eine Zwangspause einlegen müssen. Zwischenzeitlich hatte sich das Kino durch Vorstellungen im Autokino auf dem Steigerhausplatz in die Erinnerung der Döbelner zurückgerufen. Den Neustart im Haus fand Spitzer gar nicht so schlecht. In den Monaten im Sommer sei ohnehin immer etwas weniger los. „Wir sind sehr zufrieden angesichts der Filme, die derzeit bei uns laufen“, sagte Spitzer. „Die Leute sind sehr dankbar. Viele freuen sich, dass sie wieder ins Kino können.“
Neue Filme in den nächsten Wochen
Trotz der Vorsichtsmaßnahmen seien die Einschränkungen kaum spürbar. „In den Kinosälen gibt es ja genug Platz und die Besucher können die Masken abnehmen. Das Kinoerlebnis ist das gleiche wie vor Corona“, sagte Spitzer.
Gut gelaufen seien die Kinderfilme. In der nächsten Zeit kämen jede Woche auch zwei bis drei Filme wöchentlich neu ins Kino. Nur „Mulan“ eben nicht.
Der Film soll überall dort nicht in die Kinos kommen, wo der Streamingdienst Disney+ verfügbar ist, heißt es. In den USA will Disney 30 Dollar zusätzlich von seinen Abonnenten. Eigentlich sollte die Hollywood-Premiere Anfang März sein.
Zuletzt war der Kinostart auf August verschoben und dann ganz abgesagt worden. In dem 2000 Jahre alten chinesischen Volksmärchen „Mulan“ wird die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die als Mann verkleidet eine Armee in den Krieg führt.
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