Von Jan Lange
Katarzyna Lyszczarz ist eine typische polnische IHI-Studentin: fleißig, mit guten Leistungen im Studium. Darüber hinaus engagiert sich die 25-Jährige, die Sozialwissenschaften studiert und gerade an ihrer Diplomarbeit schreibt, auch ehrenamtlich. So gehörte sie 2004 zu den Gründern der studentischen Unternehmensberatung ValuEast, die sich als Vermittler zwischen den unterschiedlichen Wirtschaftskulturen der drei Nachbarstaaten im Dreiländereck versteht. Katarzyna Lyszczarz hat sich von ValuEast im vorigen Herbst verabschiedet, engagiert bleibt sie weiterhin – zum Beispiel als Referentin bei den deutsch-polnischen Hochschultagen. Gestern erhielt sie bei der Immatrikulationsfeier den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD).
Von der Möglichkeit, am IHI Zittau studieren zu können, erfuhr die junge Frau über Freunde. Auch in dieser Frage unterscheidet sie sich nicht von den meisten polnischen Studenten des IHI. „Eine Kollegin studiert seit einem Jahr in Zittau“, erzählt Frania Katarzyna, die zu den Neulingen gehört. Ähnlich war es bei Dorota Kapala, die ebenfalls neu am IHI ist. Ihr Freund hat hier vor einiger Zeit studiert und ihr die kleinste Uni Sachsens empfohlen.
Oft sind es auch Infoveranstaltungen und Bildungsmessen, die die ausländischen Studenten nach Zittau locken. Eigentlich sollten je ein Drittel der IHI-Studenten aus Deutschland, Polen und Tschechien kommen. Die aktuelle Situation sieht anders aus: Rund 60 Prozent sind Polen, nur jeder sechste Student kommt aus Tschechien. Für den Direktor des IHI, Professor Albert Löhr, gibt es dafür eine simple Erklärung: Die polnischen Partnerhochschulen Gliwice und Wroclaw sind mit 30 000 und 18 000 Studenten die größten. Das Potenzial, Studenten nach Zittau zu schicken, sei wesentlich größer als bei der TU Liberec mit ihren rund 8 000 Kommilitonen.
„Die polnischen Studenten müssen allerdings erst mal lernen, mitzudiskutieren“, erklärt der IHI-Direktor. Denn in Polen ist das Studiensystem stärker verschult, die hierarchische Distanz viel größer als in Deutschland. Die Tschechen sind pragmatischer. Für sie ist interessant, wie sie an Scheine und damit ans Ziel des Studiums kommen. Katarzyna Lyszczarz hat dies bald erreicht. Die Kontakte zum IHI will sie auch danach aufrechterhalten.