Planungsstopp für Museum in Neustadt

Ob das Haus am Markt 23/24 in Neustadt tatsächlich so zum neuen Stadtmuseum umgebaut wird, wie es derzeit von den "motorplan Architekten" aus Weimar geplant ist, steht derzeit in den Sternen. Die Pläne liegen auf Eis. Die Architekten aus Weimar hatten zwar den sogenannten Museumswettbewerb gewonnen, ein Mitbewerber hat jetzt aber beantragt, die Vergabe zu prüfen. Die Vergabekammer der Landesdirektion Sachsen hat bereits ein Prüfungsverfahren eröffnet. Sächsische.de erklärt, was nun passiert.
Weshalb ruht die Umsetzung der Museumspläne?
Von dem Wettbewerb waren zwei Architekturbüros bereits vor der Prüfung aller eingegangen Bewerbungen ausgeschlossen wurden. Zur Begründung der Kommunalentwicklung Mitteldeutschland GmbH (KEM) hieß es, dass beide Architekten ihre Modelle, Entwürfe und Beschreibungen zu spät eingeliefert hätten. Stichtag war der 16. Dezember 2019. Laut Michael Kroll von der KEM sei nach persönlicher Nachprüfung aber das Datum 17. Dezember auf den Einsendungen des Kuriers angegeben. Die KEM war von der Stadt Neustadt beauftragt worden, den Architekturwettbewerb durchzuführen.

Was sagen die ausgeschlossenen Architekten?
Architekt Thomas Bochmann von Studioinges Berlin erklärt im Gespräch mit Sächsische.de: Zwei Mitarbeiter von ihm hätten sich knapp vier Wochen lang Gedanken darüber gemacht, wie das neue Stadtmuseum in Neustadt aussehen soll. Dass ihre Unterlagen gar nicht berücksichtigt wurden, hätte alle sehr traurig gemacht. Den Fehler sieht er bei der Stadt Neustadt.
Nach Angaben der Architektenkammer Dresden, die mit diesem Fall auch betraut ist, liegt die Beweispflicht für den Poststempel beim Absender. Nur wenn der Nachweis durch den Absender nicht erbracht wurde, wird die Arbeit ausgeschlossen, heißt es in der Wettbewerbsauslobung weiter. Thomas Bochmann aus Berlin wurde nicht dazu aufgefordert, einen Nachweis zu erbringen: "Der Einlieferungsschein mit Stempel 16. Dezember 2019 liegt noch bei uns", sagt er.
Das andere Architekturbüro aus Dresden, AWB Bauer, das ebenfalls wegen verspäteter Eingabe der Unterlagen ausgeschlossen wurde, teilt auf Anfrage von Sächsische.de mit: "Bei dem anonymen Wettbewerb hatten alle 22 Teilnehmer eine Nummer erhalten und wurden par E-Mail informiert. Man hätte ja an alle eine Mail senden können, mit der Aufforderung, dass nur diese beiden Teilnehmer-Nummern bitte einen Einreichungsbeleg senden sollen." Das sei aber seitens der Stadt und der KEM nicht geschehen.
Was sind die Konsequenzen des Verfahrens?
Die Stadt Neustadt darf wegen des laufenden Prüfungsverfahrens den Zuschlag für den Auftrag an die Architekten aus Weimar derzeit nicht erteilen. Das Projekt ruht. Wie Pressesprecher Ingolf Ulrich von der Landesdirektion im Auftrag der Vergabekammer Sachsen mitteilt, erwarte die Behörde in den nächsten Tagen die Vergabeakten aus Neustadt. Nach einer nichtöffentlichen Verhandlung soll eine Entscheidung getroffen werden. Im Regelfall dauert so ein Verfahren fünf bis sieben Wochen, in komplizierten Fällen auch länger, sagt Ingolf Ulrich.
Im Ergebnis kann der Antrag des unterlegenen Architekten abgewiesen werden oder die Stadt Neustadt muss dessen Beitrag in die Wertung mit einbeziehen - auch ein Zurücksetzung des Wettbewerbs wäre möglich.
Neustadts Bürgermeister Peter Mühle (NfN) erklärt gegenüber sächsische.de: „Ich werde zur Rüge nichts sagen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt."
Gibt es weitere Hürden für die Museumspläne?
Durch die Pläne, das Stadtmuseum aus Platzgründen aus der Malzgasse an den Markt umzusiedeln, ergibt sich noch eine andere Herausforderung für die Stadt Neustadt. Die Stadt hat das Gebäude am Markt 23 erst gekauft. Den Vorbesitzern wurde ein lebenslanges Wohnrecht bewilligt. Aus den nun ruhenden Plänen der Gewinner-Architekten geht aber hervor, dass die Familie in ein kleines Neubauhaus im Hinterhof umziehen müsste.
Peter Mühle sagt dazu: "Ein Umzug der Familie steht momentan überhaupt nicht zur Debatte. Die Wettbewerbsarbeiten sind Ideen zur Umsetzung unserer Prämissen und Vorhaben. Ob ein separates Haus überhaupt gebaut wird oder nicht, wird sich bei der Planung zeigen."

Die Vorbesitzerin Waltraud Arnold sagte gegenüber Sächsische.de: "Ich habe mein ganzes Leben hier gewohnt. Von Umzugsplänen ist mir nichts bekannt und ich möchte auch nicht umziehen." Derzeit wohnt die Familie in der ersten Etage das Hauses am Markt 23, mit Blick auf den Marktplatz.
Das Haus sollte eigentlich bis 2024 vollständig zum neuen Stadtmuseum umgebaut werden. Auch ist geplant, dass Teile der Stadtverwaltung, darunter das Bürgerbüro, das Ordnungsamt, die Touristinformation, das Museumsarchiv und das Standesamt mit in das neue Gebäude einziehen. Zudem soll eine öffentliche, barrierefreie Toilette errichtet werden.