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Musik für Wachkomapatienten

Kreischa. In der Kinder- und Jugendklinik Zscheckwitz werdenspezielle Methoden zurBehandlung angewandt.

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Von Peter Hilbert

Meinen Kindern gefällt es hier super“, zeigt sich Ines Schneider begeistert. Die junge Frau aus Brösa bei Bautzen ist seit Mitte März in der Neurologischen Kinder- und Jugendklinik Zscheckwitz, die zum Kreischaer Bavaria-Komplex gehört. Ihr sechsjähriger Sohn Max war gestürzt, hatte eine Gehirnerschütterung. Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen seien die Folge gewesen. Nun kümmern sich die Spezialisten in der Fachklinik liebevoll um ihn. Bis zu sechs Therapiestunden hat der Kleine täglich.

Gerade hat Max sein Training bei Physiotherapeutin Nicole Claus abgeschlossen. „Wir haben vorwiegend Übungen zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur, aber auch zur Koordination des Gleichgewichts und für die Geschicklichkeit absolviert“, erläutert die junge Frau.

Indes sitzt Ines Schneider mit dem knapp zweijährigen Paul im Spielzimmer. Während sein Bruder behandelt wird, lässt sich’s der Junge mit Mutti gut gehen.

Durchschnittlich 120 Patienten und 40 Begleitpersonen werden indem Zscheckwitzer Rehabilitationszentrum betreut und behandelt, erläutert Verwaltungsleiterin Marion Schmutz. „Hier können wir jedes Elternteil aufnehmen.“ Mit den Kindern wohnen sie in kleinen Appartements oder Zimmern.

1997 wurde der Neubau eingeweiht. Seitdem habe sich die Einrichtung über Sachsens Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Mittlerweile würden auch Patienten aus den alten Bundesländern nach Zscheckwitz kommen. Bereits bei einem kleinen Rundgang durchs Haus wird deutlich, wie vielfältig die Behandlungsmethoden sind. Im Schwimmbecken kümmert sich eine Physiotherapeutin gerade um einen kleinen Jungen, unterstützt sanft seine Bewegungen, wiederholt wieder und wieder die Übungen. „Bei uns sind fast alles Einzeltherapien“, so Verwaltungschefin Schmutz.

Aus dem Musikzimmer tönen leise Klavierklänge. Musiktherapeut Christoph Hartel spielt und singt für einen jungen Mann im Rollstuhl, der im Wachkoma liegt. „Ich spiele und singe im Atemrhythmus, damit dieser Mensch in vertrauensvoller Umgebung Kontakt zur Außenwelt erhält“, erklärt Hartel den Sinn. Wenn er erste motorische Reaktionen erkenne, würden andere Instrumente eingesetzt, die dann auch vom Patienten gespielt würden. Erfolge könne er bei einigen Patienten durchaus verzeichnen.

Das können auch Hartels Kolleginnen von der Ergotherapie, bei der mit handwerklichen Tätigkeiten unter anderem die Fingerfertigkeiten und die Beweglichkeit der Kinder und Jugendlichen gefördert werden sollen. „Nach unten, noch ein kleines Stück nach links“, gibt Therapeutin Antje Kurt ihrem Schützling Tyrone einige Tipps. Er bearbeitet am Schraubstock gerade eine Holzscheibe mit Sandpapier, die später mal zum Boden eines Korbes wird. Der Zwölfjährige hat eine Erkrankung des Bindegewebes. Die Therapie soll seine Muskeln stärken. Doch für heute ist Schluss. Das nächste Mal geht’s ans Korbflechten.

„Therapie ist wichtig, Freizeit aber auch“, betont Marion Schmutz. Da würde den Patienten einiges geboten. Als Beispiel führt sie den Jugendtreff im Dachgeschoss an, dessen Wände selbst gemalte Bilder zieren. Er liegt etwas ab vom Schuss, da es bei Diskos doch mal lauter zugeht. Auch Exkursionen zu Popkonzerten stehen auf dem Plan oder für die Kleineren Ausflüge zum Dresdner Zoo. Da sind von den Begleitern mitunter starke Nerven gefragt. „Die Arbeit mit Kindern ist eben etwas anderes als mit Erwachsenen“, erläutert die Verwaltungschefin. „Da gehören viel Fingerspitzengefühl, Geduld und Toleranz dazu.“