Von Thomas Morgenroth
Der Weg zur Musik führt nach oben, aber ohne Fahrstuhl: Steffen Schubert hat sich mit seinem Geschäft interimsweise in der Chefetage einquartiert. Dort, wo einst Geschäftsführer vergeblich versuchten, das Ende des Plastmaschinenwerkes Freital zu verhindern, klimpern jetzt junge Leute auf digitalen Klavieren. Im Zimmer nebenan hängen dreißig Gitarren akkurat aufgereiht an der Wand.
Den größten Raum beherrschen Vitrinen, in denen Flöten in jeder erdenklichen Größe zu besichtigen sind. Mit den Didgeridoos daneben können sie sich natürlich nicht messen. In den Regalen stapeln sich Notenbücher, nur die Ständer mit den CDs oder den Videos wirken noch etwas luftig. Das aber ist weit weniger erstaunlich, als das große Sortiment, das Schubert zur Wiedereröffnung seines Musikhauses seinen Kunden anbieten kann.
Nicht ohne Stolz zeigt der 32-Jährige sein gestern eröffnetes Geschäft, das sich nebst seiner Musikschule auf rund 400 Quadratmetern im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Plaste ausbreitet. Kaum zwei Monate ist es her, da hatte Schubert gar nichts mehr: Seinen Eckladen an der Dresdner Straße in Deuben samt Inventar, sein Tonstudio, das Musikcafé und seine Veranstaltungstechnik hat das Hochwasser vernichtet – Betriebsvermögen im Wert von 750 000 Euro.
„Ohne die Unterstützung der Lieferanten hätte ich den Neustart nicht realisieren können“, sagt Schubert. Er verkauft die Ware auf Kommission, was in dieser Branche sonst nicht üblich ist. „Ich habe dadurch eine sehr gute Basis“, sagt Steffen Schubert. Er muss zunächst nur für das bezahlen, was auch über seinen Ladentisch geht und Einnahmen bringt. Unverkäufliches kann er zurückgeben, was Schubert aber nicht hofft. Er rechnet fest damit, dass ihm seine Kunden treu bleiben, die aus ganz Sachsen nach Freital kommen.
Nicht nur seine Lieferanten griffen Schubert hilfreich unter die Arme, auch die Stadt Freital, besonders Oberbürgermeister Klaus Mättig (CDU). Er verhalf dem Musikhaus unbürokratisch und schnell zu den Räumen in dem städtischen Gebäude, das sich gleich neben dem neuen toom-markt befindet. Schubert muss momentan nur für die Betriebskosten aufkommen. So hat er die Chance, die neun Arbeitsplätze zu sichern.
Schuberts Mitarbeiter, darunter mit Vater, Mutter und Schwester seine Familie, stehen nun wieder in Lohn und Brot. Sie haben in den vergangenen Wochen Wände tapeziert und Fußbodenbelag verlegt, um so schnell wie möglich eröffnen zu können. Während die Musikschule mit über 100 Schülern bereits Mitte September den Unterricht fortsetzen konnte, dauerte es mit dem Geschäft dann doch etwas länger als erwartet.
Inzwischen hat Steffen Schubert die 15 000 Euro Flutopferhilfe der Sächsischen Aufbaubank bekommen und verhandelt nun um zinsgünstige Kredite, um sein Unternehmen wieder aufzubauen. Über den Standort ist er sich noch unklar. Schubert kann sich sowohl die Rückkehr an die Dresdner Straße vorstellen, als auch einen Neubau neben dem Toom-Markt oder den Ausbau eines Teiles der Windbergarena neben dem Haupteingang.