Musikschulen setzen auf Videounterricht

Zugegeben, schöner klingen die Töne live im Musikzimmer als durch die kleinen Tabletlautsprecher. Aber es ist doch besser als nichts: 10 bis 15 Minuten Videotelefonie ersetzen den Hornunterricht, der sonst in einer kleinen Bläsergruppe als Ganztagsangebot an der August-Moritz-Böttcher-Schule stattfindet. Der Musikpädagoge und Leiter des Jugendblasorchesters Uwe Flaschel lädt seine Schüler und Orchestermitglieder dazu ein, genau wie fast alle seiner Kollegen an der Görlitzer Musikschule Johann Adam Hiller. Noten erreichen die Schüler per E-Mail.
Musikschule am Fischmarkt hat WLAN verbessert
Gleich in der ersten Woche der Schul- und damit auch Musikschulschließungen vor gut 14 Tagen schrieb die Musikschule die Familien aller Schüler an und fragte, ob sie mit dieser Art des Fernunterrichts einverstanden seien. Etwa 300 von 700 meldeten sich zurück und auch die meisten Musikschullehrer waren bereit, über digitale Kanäle mit ihren Schülern zu kommunizieren. "Wir haben sofort das WLAN-Netz in unserem Haus verbessert", sagt Musikschulleiter Thomas Stapel, "und Kollegen vereinzelt mit Laptops ausgestattet."
Musik in schulfreien Alltag holen
Die meisten Lehrer arbeiten im Homeoffice, aber nicht überall in der Stadt ist WLAN stabil möglich. Deshalb kommen manche in die Musikschule und erreichen ihre Schüler von dort aus mit ihrem Instrumental- oder Gesangsunterricht per Skype in den heimischen Kinderzimmern. "Es ist uns wichtig, auf diese Weise Verbindung zu den Schülern zu halten", sagt Thomas Stapel.
Zum einen sei das Leben jetzt manchmal eintönig für die Kinder und Jugendlichen, da tue es gut, etwas Musik hineinzuholen. Zum anderen zahlten die Eltern monatliche Beiträge, hinter denen eine Leistung stehen müsse. "Auch sind unter unseren Lehrkräften 50 Freiberufler, deren Einkommen jetzt gesichert werden muss", sagt Stapel.
Virtuelle Klassenzimmer in Kreismusikschule
Die Idee, den Unterricht aus der Ferne aufrechtzuerhalten, hatte auch die Kreismusikschule Dreiländereck in Löbau. Hier nutzen die Lehrer die Plattform Zoom und dort die Möglichkeit virtueller Klassenräume, wo die Lehrer Unterrichtsmaterial zum Download zur Verfügung stellen oder ihre Schüler per Video unterrichten, wenn diese damit einverstanden sind. Die können sich zu Hause per Computer, Smartphone, Tablet, Xbox oder PlayStation mit den virtuellen Räumen verbinden und am Unterricht teilnehmen.
Harte Zeiten für private Musikschule
Ebenso halten Matthias Hahn und die Lehrkräfte seiner privaten Musikschule Time2grove in der Görlitzer Blumenstraße aus der Ferne Kontakt zu ihren Schülern. "Ich nutze gern die Videotelefonie von WhatsApp dafür", sagt Matthias Hahn, "andere Kollegen nehmen kurze Unterrichtsvideos auf und schicken sie ihren Schülern per E-Mail." Aber auch wenn alles bislang gut funktioniere, seien diese Wochen der Schließung eine Zeit der Prüfung. Die Gesundheit aller gehe natürlich vor, aber manchmal habe er schlaflose Nächte, sagt Matthias Hahn.
Time2groove bewahrt Optimismus
Falls die Coronakrise bewirke, dass die Menschen weniger Geld zur Verfügung oder zumindest Angst davor haben, dann seien Freizeitangebote wie Musikstunden vielleicht das Erste, woran gespart werde. "Aber ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch und deshalb im Moment einfach froh, dass meine Kollegen, die Schüler und die Eltern mitziehen, Spaß an der Musik haben und die Möglichkeit des Fernunterrichts wahrnehmen", sagt Matthias Hahn. "Wie lange diese Phase anhält und wie lange sich diese Alternative durchhalten lässt, werden wir sehen."