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Mutiger Schritt oder marodes Denkmal

Gersdorf. Der Rat muss sich entscheiden: Soll die Sanierung angeschoben werden oder das alte, aber historisch wertvolle Schloss weiter zerfallen?

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Von Anja Hecking

Die Gemeinde Markersdorf könnte rund 480 000 Euro aus dem EU-Fördertopf Interreg III A für das Gersdorfer Schloss bekommen. Das ist bedeutend weniger als sich die Kommune ausgerechnet hat. Andererseits kann sie mit diesem Geld und einem nicht unerheblichen Zuschuss aus der Gemeindekasse die dringend nötige Sanierung des Gebäudes ein bedeutendes Stück voranbringen.

Pläne durcheinandergewirbelt

Bei weitem nicht so, wie es der große Wurf vorgesehen hat. Aber die Alternative dazu ist der weitere Zerfall. „Am Ende stellen wir dann nur noch einen Zaun auf, um niemanden rund um das Schloss zu gefährden“, sagte Siegfried Rohne (Wählervereinigung Friedersdorf).

Um den Geldregen von Land und Europäischer Union hatte sich nicht nur Markersdorf beworben. „Der Andrang war sehr groß“, bestätigt Daniel Schlosser vom Ingenieurbüro Eichler. Im Lenkungsausschuss der Förderstelle soll das Gersdorfer Schlossprojekt nach Information von Bürgermeister Thomas Knack (parteilos) zwar auf den vorderen Plätzen behandelt worden sein. Aber die in Aussicht gestellte Summe wirbelt alle Pläne durcheinander.

Besonders stark hat die Sächsische Aufbaubank (SAB) den Rotstift bei der Förderung der Kindertagesstätte angesetzt. Die Gemeinde hatte vor, die Räume für die Kita im Schloss so umzukrempeln, dass sie mindestens 40 Plätze anbieten kann. Mit den jetzt in Aussicht gestellten Fördergeldern ist dennoch einiges für die Kinder möglich. Der neue Zugang direkt zur Terrasse hinter dem Schloss wäre umsetzbar. Nach ersten Vorschlägen der Planer könnte die Gemeinde auch die gesamte Gebäudehülle in Ordnung bringen lassen. Das schließt vor allem das Dach, die Fassade, Haustüren und Fenster ein. Ein Teil der technischen Anlagen kann erneuert werden. Davon profitieren Kita und Begegnungsräume gleichermaßen.

Um das alles auf den Weg zu bringen, muss die Kommune bis 2008 selbst rund 328 000 Euro aufbringen. Da klappte einigen Gemeinderäten die Kinnlade runter: Sind wir in der Lage, das zu stemmen? „Unsere Idee und ein gutes Projekt haben uns die Förderstellen bescheinigt“, ermunterte der Bürgermeister die Abgeordneten und fügte hinzu: „Im Moment wird uns die einmalige Chance eröffnet, mit der Sanierung des historisch wertvollen Schlosses zu beginnen.“ Nach einer ersten Überschlagsrechnung könnte die Gemeinde vor allem die investive Schlüsselzuweisung des Freistaates im Jahr 2008 für das Gersdorfer Vorhaben einsetzen. „Nächstes Jahr sind wir noch durch den Schulausbau in Markersdorf gebunden“, erklärte Kämmerin Marion Schirmel.

Hausaufgaben für die Räte

„Jeder Gemeinderat muss sich das bis zur September-Sitzung überlegen“, steckte Siegfried Rohne die Hausaufgaben klar ab. Bürgermeister und Planungsbüro wollen bis dahin weiter mit der Sächsischen Aufbaubank den möglichen Spielraum beim Einsatz der Fördermittel abstecken.