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Nach 50 Jahren wieder in Kamenz

Anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit kehrten Harry und Ursula Hähnel an den Ort der „heimlichen“ Trauung zurück.

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Von Kerstin Unterstein

Am 28. März 1964, also vor 50 Jahren, gaben sich Harry und Ursula Hähnel in Kamenz das Ja-Wort. Doch so normal, wie es vielleicht klingen mag, verlief der gemeinsame Schritt ins Leben damals nicht. Die beiden Dohnaer Harry Hähnel und Ursula Marzin kannten sich aus der Tanzstunde, waren schon in ganz jungen Jahren ein Paar. Mit dem Motorrad fuhren sie oft und gern zum Zelten an den Knappensee. Zu dieser Zeit war es auch, als sie bei ihren Ausflügen durch Kamenz kamen und das Städtchen mit schönem Markt und Rathaus als geeigneten Platz zum Heiraten auserkoren. Nur gleich ging das nicht, denn Ursula war erst 16 Jahre alt. So machte sie die Schule fertig, begann eine Lehre zur Industriekauffrau und musste viel zu häufig auf ihren Harry verzichten, denn dieser absolvierte seinen Dienst bei der Armee. Aber danach ging alles ganz schnell: Er kam zurück, als Ursula gerade 18 war, und sogleich wurde der Hochzeitstermin auf Ostersonnabend, den 28. März, festgelegt. Von ihrer Idee, sich in Kamenz das Ja-Wort zu geben, waren beide nicht abgerückt. So wurden kurzerhand ein Zimmer im Hotel Goldner Hirsch gebucht und die Ringe besorgt. Allerdings war sich das junge Paar einig, nicht die ganze Familie einzuweihen. Lediglich Ursulas Mutti und einige Freundinnen wussten Bescheid.

Zusätzlich gab es einen weiteren Grund für die dringende Heirat: Auf den Tag sieben Monate danach erblickte am 28. Oktober Töchterchen Marion das Licht der Welt. Sie war also damals schon mit in Kamenz. Jetzt, 50 Jahre später, hatte sie auch die Idee gehabt, ihre Eltern zur Goldenen Hochzeit mit einer Erinnerungsreise in die Lessingstadt zu überraschen. Leider scheiterte der Versuch, an das damalige SZ-Foto heranzukommen, das von dem Brautpaar gemacht worden war. Auch das Archiv des Jahrganges 1964 war 2002 in der Elbeflut versunken. Jetzt war die SZ noch einmal am Rathaus dabei und durfte an den Erinnerungen des Goldpaars teilhaben.

Harry Hähnel, der heute noch sein 1978 eröffnetes Malergeschäft betreibt, schmunzelt, wenn er an 1964 denkt. Damals war es nun wirklich nicht leicht, einen schönen Brautstrauß zu bekommen: „Beim Gärtner auf dem Markt gab es nichts, aber auf der Bautzner Straße habe ich etwas gefunden.“ Ursula Hähnel erinnert sich an den Aufenthalt im Hotel: „Das war eigentlich für das Osterwochenende überbucht gewesen. Ich erinnere mich noch an unser Zimmer, welches getrennte Betten hatte. Am Sonntag hatte der Goldne Hirsch Ruhetag, da mussten wir in den Goldnen Stern zum Mittagessen gehen.“

Tochter Marion Neubauer freute sich, dass ihr die Überraschung mit dem Wochenende in Kamenz und dem besonderen Rosentagen-Angebot im Goldnen Hirsch in den Sinn gekommen war. Denn bis Freitagmorgen wussten ihre Eltern nur, dass sie ihren Koffer für zwei Tage packen sollen. Aber Mutter Ursula hatte schon so eine Ahnung – weibliche Intuition eben. Mit ihrem Ehemann, mit Tochter Marion und deren Freund, welcher übrigens ein Kamenzer ist, genoss sie 50 Jahre danach schöne Tage in Kamenz, und man besuchte sogar einen der jüngsten Erfolgsschlager: Am Sonnabend bewunderte die Familie im Stadttheater die Tänzerinnen und Tänzer von Kamenz can dance. Gemeinsam stellten sie fest, dass die Stadt allerhand zu bieten hat. Und so wie vor 50 Jahren wird es daheim in Dohna für die Familie und enge Freunde noch eine Nachfeier geben.