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Nach Chefarztrauswurf: Dresdner helfen in Riesa

Spezialisten aus dem Dresdner Herzzentrum wollen am 20. April im neuen Herzkatheterlabor der Elblandkliniken in Riesa ihre Arbeit aufnehmen und erste Untersuchungen durchführen. Diese Entscheidung fiel in den vergangenen Tagen.

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Spezialisten aus dem Dresdner Herzzentrum wollen am 20. April im neuen Herzkatheterlabor der Elblandkliniken in Riesa ihre Arbeit aufnehmen und erste Untersuchungen durchführen. Diese Entscheidung fiel in den vergangenen Tagen. „Unter meiner Aufsicht und Verantwortung wird ein Team, bestehend aus einem Oberarzt meiner Klinik und einem erfahrenen Mitarbeiter aus dem Funktionsbereich Herzkatheter, die Arbeit starten“, sagte die Ärztlichen Direktorin des Dresdner Herzzentrums, Prof. Dr. Ruth Strasser in einer Mitteilung.

Notfälle in Dresden behandeln

Zweimal wöchentlich, montags und donnerstags, wird es diese Untersuchungen in Riesa geben. Allerdings ist das Riesaer Labor laut Strasser nicht ausreichend ausgestattet für Notfälle, diese sollen wie zuvor im großen Herzkatheterlabor in Dresden behandelt werden, betont sie.

Mahnwache aufgestellt

Das Hilfsangebot der Dresdner Experten ist eine Übergangslösung für Riesa, um den neu eingerichteten, zwei Millionen Euro teuren Arbeitsplatz samt Linksherzkathetermessplatz in Betrieb nehmen zu können. Dieser wurde in den vergangenen Monaten aufgebaut und sollte bereits am 1.April arbeiten. Durch die überraschende Entlassung des dafür ebenfalls neu eingestellten Chefarztes Kai Magnusson und seiner Lebensgefährtin sowie Laborleiterin Andriane Kania aus Düsseldorf (SZ berichtete) wurde der Plan hinfällig. Das Labor war sozusagen kopflos. Ebenso hinfällig war mit dem Rauswurf des Chefarztes die Vorstellung der Klinikleitung, einen 24-Stunden-Dienst im Herzkatheterlabor anzubieten.

Wie lange die Übergangs-Hilfe der Dresdner dauern wird, ist bislang unklar. Ruth Strasser konnte wegen Termindrucks dazu gestern noch keine Stellung nehmen. In den Elblandkliniken Riesa sucht man zwischenzeitlich einen neuen Chef für die Abteilung Innere I, zu der das Labor gehört. Die Stelle des entlassenen Chefarztes Magnusson ist bereits öffentlich ausgeschrieben. „Wir kathetern aber bereits schon mit Hilfe des Leipziger Herzzentrums“, so Krankenhaussprecher Holger Kuschel. Zur kardiologischen Versorgung will man sich im Krankenhaus erst heute der Öffentlichkeit gegenüber äußern. Eingeladen dazu hat das Klinikum einen Vertreter des Herzzentrums Leipzig.

Sollte Aushängeschild werden

Das neue Herzkatheterlabor in Riesa sollte innerhalb der vier Häuser der Elblandklinikengruppe des Landkreises ein medizinisches Aushängeschild werden. Doch statt der entsprechenden positiven Resonanz in der Öffentlichkeit geriet das Krankenhaus wegen der fristlosen Entlassung und des Hausverbotes für Magnusson in die Schlagzeilen. Als Grund für den Rausschmiss des Mediziners wurde Vertrauensverlust genannt. Magnusson hatte die Personalpolitik und den Personalmangel im Krankenhaus heftig kritisiert und war damit in den Fokus der Medien geraten. Der Fall Magnusson war Auslöser für eine Fülle von Protesten seitens der Riesaer gegen die ruppigen Umgangsformen der Klinikleitung gegenüber den Mitarbeitern. Der Unmut wegen Entlassungen, des Angstklimas, das im Krankenhaus unter Mitarbeitern herrsche, gipfelte in einer Kundgebung. Der Zorn richtete sich in erster Linie gegen den Geschäftsführer Markus Funk und seinen Führungsstil. Wegen des wachsenden öffentlichen Drucks lenkten die Chefetage des Klinikums und Aufsichtratschef Landrat Arndt Steinbach (CDU) ein. Sie sicherten zu, alles für die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Patienten zu tun. Die aber einmal aufgebrachten Riesaer wollen auch nach diesen Erklärungen nicht locker lassen und richteten gestern eine Mahnwache vor dem Klinikum ein.

Protest geht weiter

15 Protestierende hielten Schilder hoch. „Wir machen weiter, weil uns viele angerufen haben und drum baten“, so Angela Schneider aus Riesa. „Wir glauben nicht daran, dass sich die Zustände im Klinikum bessern. Es ist alles wie immer im Haus.“