SZ +
Merken

Nach dem letzten Walzer geht’s weiter

Spektakel. Im Maierlebt Chemnitz seine größte Live-Rockshow.

Teilen
Folgen

Von Gisela Bauer

Silke Friedmann ist ein bisschen Otis Redding, ein bisschen Eric Clapton, ein bisschen Stevie Wonder ... Wie das geht?

Gemeinsam mit der Band „Mellow Tone“ übernimmt sie Hits jener Künstler aus den 60er und 70er Jahren im bislang größten Chemnitzer Live-Rockmusik-Projekt „The Next Waltz“ (Der nächste Walzer). Das Konzert am 21. Mai bringt frei nach David Bowie Helden für einen Tag auf die Bühne. Dabei knüpft „The Next Waltz“ an die erfolgreiche sächsische Rekonstruktion des Abschiedskonzertes von Bob Dylan und „The Band“ an, das vor zwei Jahren unter dem Titel „The Last Waltz“ über die Bühne ging.

Wie damals bildet das Braustolz-Gelände in Kappel die Open-Air-Arena, die sich dabei in eine Flower-Power-Kulisse verwandeln soll. Doch diesmal gibt es noch mehr Musik und noch mehr Künstler. Für die Veranstaltung sind ganze sieben Stunden geplant: von 17 Uhr bis Mitternacht. Nach dem „letzten Walzer“ von damals sollte eben doch nicht Schluss sein, denn viele Chemnitzer der mittleren Jahrgänge sehnen sich nach handgemachter Rockmusik zum „Mithotten“, wie sie in ihren besten Jahren gang und gäbe war.

Organisatorin Silke Koppe weiß von einer 51-Jährigen, die nach der Wende tatsächlich vier Rolling-Stones-Konzerte erlebt und von den Oldies immer noch nicht genug hat. „Für solche Leute machen wir das und weil es uns selbst Spaß bereitet“, sagt sie. Die Akteure zu bekommen, war kein Problem, da in der hiesigen Live-Szene gute Kontakte untereinander bestehen und auch immer mal „quer gespielt“ wird. Aber die mehr als 100 Musiker und Sänger – darunter auch Mitglieder des Opernchores und der Motettenchor der TU – zu koordinieren, dazu gehört neben viel Begeisterung für jene Zeit und Musik auch ein bisschen Wahnsinn. Alle zusammen können sich erstmals am Nachmittag vor dem Konzert beschnuppern, denn erst wenn die letzte Bierkiste vom Braustolz-Hof gefahren wurde, kann der Aufbau beginnen.

Schon allein die 75 „wirklich besten Rocksongs aller Zeiten“ auszuwählen, war spannend. Die Interpretation liegt ganz in den Händen der Künstler. So versucht Silke Friedmann, bei „Sitting On The Dock Of The Bay“ nahe am Original zu bleiben, während „I Shot The Sheriff“ ihr eigenes Ding sein soll. Gern hätte sie auch „Summertime“ gesungen, aber das war schon vergeben. Als erst 35-Jährige hat sie kein Problem mit den vermeintlichen Klassikern, ist doch Janis Joplin eine ihrer musikalischen Ikonen.

Auch Silke Friedmanns 13-jährige Tochter findet vieles davon gut und singt mit, wenn die Mama sich einstimmt. „Wir proben sehr intensiv, doch eigentlich kann ich’s kaum noch erwarten“, berichtet die gelernte Krippenerzieherin. Nach diversen Umschulungen hat sie jetzt ein breites Spektrum von Kunst für sich entdeckt – das Singen dient dabei weniger dem Geldverdienen als dem Spaß an der Freude, und den sollen auch die Zuhörer am 21. Mai empfinden. www.nextwaltz.de