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In Meißen werden Kleingärten knapp

Denn wegen Corona gibt es nur noch wenige Parzellen. Vereine in der Stadt berichten über ihre Situation.

Von Martin Skurt (Nutzer gelöscht und neu angele
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Gerade während des Corona-Lockdowns wollten viele Menschen in Meißen einen Garten pachten.
Gerade während des Corona-Lockdowns wollten viele Menschen in Meißen einen Garten pachten. © Symbolfoto: Claudia Hübschmann

Meißen. Blühende Pflanzen, selbst geerntetes Gemüse und Obst oder Erholung vom Alltag: Es gibt viele Gründe, einen eigenen Garten zu bewirtschaften. Doch während des Corona-Lockdowns ist die Nachfrage gestiegen. Das öffentliche Leben wurde eingeschränkt, der Sommerurlaub war ungewiss. Kein Wunder also, dass auch die Kleingärten in Meißen sich vor Anfragen kaum retten konnten. In allen Vereinen sind vor allem Familien neu dazugekommen. Schulen, Kindergärten und Spielplätze waren geschlossen und die Kinder nicht ausgelastet.

„Doppelt so viele Anfragen wie sonst“

Angelika Roßberg, Vorsitzende des Kleingartenvereins Am Triebischwehr, hatte die vergangenen Jahre eher Mühe, ihre Gärten zu verpachten. Dieses Jahr kamen aber mehr Anfragen als sonst – wegen Corona. Mittlerweile habe sie wieder zehn Gärten vergeben können. Zudem hat der Verein Gesellschaft Soziales und Umwelt einige übernommen: für pädagogische Projekte, um sozial benachteiligten Menschen zu helfen.

Am meisten freut sich Angelika Roßberg darüber, dass vor allem die Neuen ordentlich ackern. „Denn sie sind überglücklich, dass sie noch eine Parzelle ergattert haben“, sagt sie. In ihren Augen sei das eine schöne Sache. Die Vorsitzende bemühe sich aber um die Mitglieder und legt nicht jede Kleingartenregel allzu streng aus. Nach der Erntezeit werden wieder zwei Gärten frei. Insgesamt hat die Gartensparte 63.

Im Verein Elbtal Meißen sind fast alle Parzellen belegt, bis auf zwei. „Die sind jedoch ohne Hütte, deswegen werden wir die nur schwer los“, sagt Daniel Zschau, Vorsitzender des Kleingartenvereins. Nach eigenen Aussagen hat der Elbtal Meißen nur wenig Gärten, knapp 50. Diese sind auch ohne Corona dauerhaft belegt. Trotzdem: „Wir hatten dieses Jahr etwa doppelt so viele Anfragen wie sonst.“ Auf der Warteliste des Vereins steht man nun mindestens ein Jahr.

Für Daniel Zschau ist es nachvollziehbar, dass gerade jetzt so viele einen Garten pachten möchten. „Der Garten dient ihnen als Zufluchtsstätte“, so der Vorsitzende. Denn er habe schon von vielen gehört, dass sie froh seien, wenigstens in den Garten gehen zu können. Gerade während des Lockdowns. Allerdings waren deshalb nicht mehr Menschen in den Gärten unterwegs, sondern eher wie immer, meint Daniel Zschau.

Nicht alle neuen Gärtner bleiben dran

Dana Petermann, Vorsitzende des Kleingartenvereins Frischer Wind, hat wiederum beobachtet, dass viel mehr Gartenfreunde draußen waren als ohne Corona. Das sind vor allem Familien mit Kindern und Ältere, die teilweise seit Jahrzehnten ihren Garten bewirtschaften. „Das ist bei uns in etwa fünfzig-fünfzig aufgeteilt“, sagt die Vorsitzende. Etwa 90 Parzellen hat der Verein insgesamt.

Dieses Jahr hatte sie dabei sechs freie Gärten, von denen noch nicht alle vergeben sind. Als sie Ende Mai, Anfang Juni nach Pächtern suchte, war sie jedoch verblüfft: „Innerhalb von 15 Minuten konnte ich mich vor Anfragen kaum retten.“ Ob die neuen Gärtner lange bleiben? „Das hoffe ich sehr.“ Aber nicht immer ist das unbedingt der Regelfall.

Denn im Verein Götterfelsen haben sich ein paar zu früh eine Parzelle genommen. „Nach drei Monaten gaben sie ihren Garten wieder ab“, so Stefan Koch, Vorsitzender des Vereins. Seiner Meinung nach handelten sie unüberlegt, da sie mit den Regeln des Kleingartenvereins nicht zurechtkamen. Zum Beispiel muss ein Drittel der Fläche kleingärtnerisch genutzt werden: mit Beeten, Obstbäumen, Beerensträuchern, Gewächshäusern oder Kompostanlagen. Häufig werde einfach unterschätzt, wie viel Arbeit ein Kleingarten macht. „Bevor ich aber Menschen kündige, spreche ich noch mal mit ihnen, um ihre Gründe zu verstehen“, sagt Stefan Koch.

Wegen Corona hatte er wie die anderen Vereine mehr Anfragen als sonst. Daher konnte Stefan Koch bis auf drei alle Gärten vergeben. Die freien Flächen seien jedoch in keinem guten Zustand und somit nicht attraktiv für neue Pächter, sagt er. „Zum Beispiel müsste das Dach einer Laube saniert werden, eine andere muss trockengelegt werden.“ Vergangenes Jahr hatte er zehn Gärten, die er auch schnell losgeworden ist. Der Kleingartenverein am Götterfelsen wurde also schon damals überrannt. Denn nicht erst seit Corona erleben Schrebergärten einen Boom.

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