Von Martina Hahn
Magdeburg. Wer ernten will, muss den Boden bereiten. Samen aussäen. Unkraut jäten. Und dort, wo die Erde zu trocken ist, mit Wasser und Nährlösung ein bisschen nachhelfen. Gelingt das, kann der Bauer eine beachtliche Ernte einfahren.
Das Bild lässt sich wunderbar auf die ostdeutsche Ernährungsbranche und ihre Unterstützung durch die Politik anwenden: Erzeuger und Verarbeiter von Äpfeln, Klößen, Fertigsuppen oder Schweinebraten können eine Ausbeute vorweisen, die sich sehen lassen kann: Die Ernährungsbranche erzielte in den neuen Ländern im ersten Halbjahr 2006 mit zehn Prozent einen Wachstumssprung, von dem andere Wirtschaftszweige nur träumen können. Selbst die Kollegen im Westen blicken neidisch nach Osten: Sie verzeichneten nur eine Zuwachsrate von drei Prozent.
„Für das produzierende Gewerbe in den neuen Ländern ist die Nahrungsmittelbranche die wichtigste Säule“, sagte Aufbau Ost-Minister Wolfgang Tiefensee (SPD) gestern auf der Zukunftskonferenz der Ernährungswirtschaft in Magdeburg. Allein in Sachsen erreichte die Branche 2005 mit ihren 24 000 Beschäftigten einen Gesamtumsatz von fast sieben Milliarden Euro – und war damit nach dem Fahrzeugbau der zweitstärkste Zweig des verarbeitenden Gewerbes. Spitzenreiter sind im Freistaat die Milchverarbeiter. Ihr folgen die Hersteller von Bier und Backwaren. Danach kommen Obst- und Gemüsebauer .
Doch trotz der positiven Zahlen steht die Branche vor etlichen Herausforderungen. Noch handelte es sich um keinen selbsttragenden Aufschwung, mahnte Tiefensee. Besser bestellt werden müsste die Erde nach Auffassung von Jürgen Abraham, Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), auch für Öko-Produzenten: „Die Verarbeitung von Bioprodukten hat insbesondere in Ostdeutschland Konjunktur. Da liegt viel Zukunft drin“. Hier sei die Politik gefordert, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Weiteres Manko ist, dass viele Ostmarken nicht sehr bekannt sind – was den Export ins Ausland erschwert.
In den neuen Ländern liegt der Exportanteil im Schnitt bei zehn Prozent, in Sachsen bei fünf Prozent. Westunternehmen seien da agiler: Sie exportieren jedes fünfte Produkt ins Ausland. „Beim Export haben wir noch enormes Entwicklungspotenzial – hier können wir noch zulegen“, sagte Abraham – zumal die ostdeutschen Länder von der geografischen Nähe zu den neuen EU-Mitgliedstaaten profitierten. Allerdings nutzten viel zu wenige Unternehmen „die hervorragenden Büros der Centralen Marketing-Gesellschaft CMA im Ausland“, kritisierte der Verbandschef.