Von Ines Klotz
Viel nackte Haut, bedeutungsvoll bemalt, teilweise mit Tüchern verhüllt und letztendlich von einer Fotografin in Szene gesetzt, so präsentiert sich die neue Ausstellung in der Filiale der Kreissparkasse Riesa auf der Hauptstraße 70.
Neun Mädchen eines Leistungskurses Kunst am Städtischen Gymnasium Riesa beteiligten sich mit dieser Fotoserie am Wettbewerb der Duisburger Stiftung für Kunst und Kultur zum Thema „Jugend interpretiert Kunst“. Von den 500 Einsendungen wurden die Riesaer in den Kreis der 20 besten Präsentationen gewählt. Erstmals waren die Arbeiten Anfang des Jahres im Museum Küppersmühle am Duisburger Hafen zu sehen. Im Juli wird die Fotoserie als Wanderausstellung im Landtag in Düsseldorf gezeigt.
Symbol für Leid und
Lebensfreude
Die Schülerinnen der jetzigen 12. Klasse sind zu Recht stolz auf die Anerkennung ihres auf Experiment und Teamarbeit angelegten Projektes. Sie nannten ihre Bilder „Ursprünge“ und meinen damit die Auseinandersetzung mit den Wurzeln des menschlichen Daseins. Solange es Menschen gibt, existieren Lebensfreude, Sinnlichkeit, Leidenschaft, Träume, aber auch Ängste, Bedrohung und Leid. „Wir wollten das Thema ,Mensch‘ in seinen zahlreichen Facetten beleuchten und ganz im Sinne des Wortes Menschenbilder in den Mittelpunkt unserer Arbeit stellen“, betont Sandra Schönfelder in ihrer Rede zur Ausstellungseröffnung.
Begonnen habe alles mit dem Besuch im Duisburger Museum Küppersmühle. Die kreative Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst zum Thema Mensch und die Interpretation der aufgeworfenen Thematiken und Probleme in der Umsetzung eines eigenen künstlerischen Projektes gehörte zu den Aufgabenstellungen des Wettbewerbes. „Die Menschenbilder der Ausstellung begegneten uns mit einer Bildsprache der Verfremdung, Deformation, Abstraktion, die bis hin zur Provokation reichte“, beschreibt Sandra Schönfelder die Kunstwerke namhafter Gegenwartskünstler von Joseph Beuys über Jörg Immendorff bis zu Markus Lüpertz. Die Schülerinnen wollten dem einen künstlerischen Kontrast entgegensetzen, eine nach Harmonie und Schönheit strebende Serie inszenierter Fotografien. In nur sechs Wochen, auch das eine Wettbewerbsbedingung, wurden im Unterricht Einzelkonzeptionen erarbeitet, zum Gruppenkonzept vereint und mit Hilfe ihrer Lehrerin Angela Jürgen und der Fotografin Christine Starke im Medienkulturzentrum Pentacon in Dresden in Bildern umgesetzt.
Eine lose Sammlung von Momentaufnahmen geben am Rande der Ausstellung einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Fotografien. Claudia Bellstedt fand es toll, so im Team zu arbeiten. „Es ist schon ein ganz besonderes Erlebnis, die Farbe nicht nur auf Papier zu bringen, sondern auf den eigenen Körper, der dann auch gleichzeitig als künstlerisches Medium dient.“ Evelin Mühler, Mandy Reinhardt, Corinna Schultz, Ireen Gommlich und die anderen fünf Mädchen experimentierten ideenreich mit dem neuen Genre Body Art. Sie nutzten dabei bewusst malerische und skulpturale Wirkungen und fotografische Inszenierung, um Inhalte transparent zu machen.
Auf Erfurter
Massaker reagiert
Mit zwei zusätzlichen Fotos reagierten die Schülerinnen spontan auf die Geschehnisse am Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Sie wollten aufspüren, wie es zu so einem grauenvollen Massaker kommen konnte. Mit ihrer Kunst versuchten die angehenden Abiturientinnen Verborgenes, Urmenschliches und Sichtweisen junger Leute sichtbar zu machen.
Dabei setzten sie auch ein Stück weit von ihrer Suche nach sich selbst in Szene. Schade nur, dass die Riesaer der Einladung zur Ausstellungseröffnung nicht gefolgt waren, was sowohl der Schulleiter des Städtischen Gymnasiums, Dieter Rädler, als auch die Kunstlehrerin Angela Jürgen sehr bedauerten.