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Näher heran an die Einwohner

Der amtierende Gemeinderat wurde von den Wählern dreimal bitter abgestraft. Die Neuen geloben Besserung.

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© Christin Schöne

Nicht nur die Elbe zerschneidet die Gemeinde in zwei Teile, gespalten ist auch der Gemeinderat. Die Interessen der links- und der rechtselbischen Teile prallten in der nun zu Ende gehenden Wahlperiode hart aufeinander. Exemplarisch wurde das vor allen an zwei Entscheidungen. Zum einen ging es um die Zukunft der Gemeinde, ob sie eigenständig bleibt oder sich Meißen angliedert. Zum anderem spaltete der geplante Bau der Sporthalle in Zadel die Räte.

Alexander Poesche (45) ist Schornsteinfegermeister. Er wohnt in Naundörfel.
Alexander Poesche (45) ist Schornsteinfegermeister. Er wohnt in Naundörfel.
Wolfgang Schneider ist 60 Jahre alt und von Beruf Mineralölkaufmann.
Wolfgang Schneider ist 60 Jahre alt und von Beruf Mineralölkaufmann.
Die Vereinigung möchte keinen einzelnen Kandidaten zu Wort kommen lassen.
Die Vereinigung möchte keinen einzelnen Kandidaten zu Wort kommen lassen.
Der 21-jährige Andy Otto ist Justizfachwirt und wohnt im Ortsteil Schieritz.
Der 21-jährige Andy Otto ist Justizfachwirt und wohnt im Ortsteil Schieritz.
Blick auf Diera-Zehren von der rechten Elbseite aus. Diera und Zehren sind durch die Elbe getrennt. Nicht nur der Fluss scheint unüberwindbar zu sein. Foto: Claudia Hübschmann
Blick auf Diera-Zehren von der rechten Elbseite aus. Diera und Zehren sind durch die Elbe getrennt. Nicht nur der Fluss scheint unüberwindbar zu sein. Foto: Claudia Hübschmann © hübschmann

Ein Gemeinderat soll die Interessen der Bürger vertreten. In Diera-Zehren, so schien es, war das oft nicht der Fall. Wie weit die Meinungen und Interessen zwischen Volksvertretern und ihren Wählern auseinandergehen, wurde in Diera-Zehren besonders deutlich. Gleich drei Bürgerentscheide fanden in der Gemeinde in der abgelaufenen Wahlperiode statt. Und alle dreimal entschieden die Bürger mit großer Mehrheit anders als der Gemeinderat. Die Beschlüsse des Rates zum Gemeindezusammenschluss und zum Sporthallenbau wurden allesamt vom Volk gekippt.

In Diera-Zehren besteht nun die Hoffnung, dass künftig Räte gewählt werden, die näher dran sind an den Problemen der Einwohner als deren Vorgänger. Zahlreiche Räte haben schon in der laufenden Wahlperiode das Handtuch geworfen und treten jetzt nicht mehr an. Dafür kandidieren viele von denen, die die Bürgerentscheide unterstützen, organisierten und ihnen schließlich zum Erfolg verhalfen. Sie wollen nun auch im Gemeinderat Einfluss nehmen, die Politik der Gemeinde mitbestimmen. Man darf gespannt sein, welchen Rückhalt die Kräfte zur Wahl haben werden. Auch die Streitkultur im Gemeinderat war teilweise weit unter der Gürtellinie. Besonders im Verhalten gegenüber der Bürgermeisterin Carola Balk (parteilos) zeigten bestimmte Räte ein respektloses Verhalten.

An den Problemen der Gemeinde wird sich in den kommenden fünf Jahren im Grunde nichts ändern. Die Frage ist, ob und wie lange Diera-Zehren selbstständig bleiben kann. Finanziell geht es der Gemeinde weit besser als zum Beispiel Lommatzsch oder Käbschütztal. Eine Fusion mit einer anderen Gemeinde oder Stadt ist aus diesen Gründen jedenfalls vorläufig nicht zwingend notwendig. Die Frage ist, wie der neue Gemeinderat zu möglichen Fusionen steht. Viele Möglichkeiten hat Diera-Zehren nicht. Meißen ist bis zum Auslaufen des Bürgerentscheides erledigt. Lommatzsch hat nur Interesse an den linkselbischen Teilen, will sich nicht über die Elbe ausbreiten. Niederau wäre ein williger Partner, aber nur für die rechtselbischen Teile, ebenso wie Nünchritz wohl nur an diesen Teilen gelegen ist. So steht die Gemeinde im Falle einer Fusion erneut buchstäblich vor einer möglichen Zerreißprobe.

Der Bau der Turnhalle in Zadel, die Sanierung der dortigen Grundschule und der mögliche Neubau einer Sporthalle in Zehren an einem hochwassersicheren Standort sind die Aufgaben, mit denen sich der neue Rat als erstes befassen muss.