Ja oder Nein zum Hotel an der Lochmühle?

Seit reichlich drei Jahren gehört die historische Lochmühle aus dem Jahr 1558 im Liebethaler Grund am berühmten Malerweg in Mühlsdorf einem Privatinvestor: Hermann Häse. Seitdem plant er Großes auf dem Areal an der Wesenitz. Neben dem Wiederaufbau der Lochmühle im Bestand als Hotel mit zehn Zimmern und Restaurant, will Hermann Häse einen frei stehenden Lift mit einer Plattform auf dem Felsen errichten. Mit dem Aufzug sollen sowohl Gäste als auch Lebensmittel und Gerätschaften zur Bewirtschaftung der Lochmühle transportiert werden. Außerdem sind etwa 30 Parkplätze an der Richard-Wagner-Straße in Mühlsdorf geplant, der Wiederaufbau des westlichen Gebäudeteiles an der Lochmühle selbst, sowie ein überdachter Freisitz, ein Biergarten, wie er früher war, und ein Vier-Sterne-Hotelneubau.
Für all diese Vorhaben wäre eine Felssicherung nötig, da der Sandstein-Koloss einsturzgefährdet ist. Der Malerweg hinab zur Lochmühle und zum Richard-Wagner-Denkmal ist schon heute für Wanderer gesperrt.
Für die Baupläne wurde vom Landratsamt zunächst keine Baugenehmigung erteilt. Grund dafür waren die naturschutzrechtlichen Bedenken der Landesdirektion Sachsen. Die Obere Naturschutzbehörde in der Landesdirektion hatte in einer Stellungnahme an das Landratsamt Pirna vom November 2019 mitgeteilt, dass das Vorhaben im beantragten Gesamtumfang naturschutzrechtlich nicht genehmigungsfähig sei.
Weshalb gibt es keine Genehmigung durch die Landesdirektion?
Johann Hinrich Focken, Sachgebietsleiter Naturschutz und Landschaftspflege, erklärt im Gespräch mit Sächsische.de: "Wir haben vom Bauherrn bisher nur Teilunterlagen erhalten. In einigen Punkten widersprechen sich die Ausführungen sogar. Somit konnten wir uns von dem Gesamtvorhaben kein Bild machen", sagt er. Aus diesem Grund sei es für die Landesdirektion derzeit nur möglich, eine Baugenehmigung für den Wiederaufbau der Lochmühle, so wie sie einst war, zu unterstützen. "Das ist dann auch mit dem Einbau moderner Technik, zum Beispiel, der Sanitäranlagen, der Küche, dem Brandschutz, eines kleinen Aufzuges für Lebensmittel innerhalb der Lochmühle und ähnliches möglich", fügt Walter Bürkel, Vizepräsident der Landesdirektion hinzu.
Was gilt für die geplante Felssicherung?
Selbst für eine Felssicherung bräuchte der Investor eine Genehmigung. Doch die ist nicht selbstverständlich. Grundsätzlich könnten aber naturschutzrechtliche Befreiungen erteilt werden, heißt es vom Sachgebietsleiter Naturschutz und Landschaftspflege, Johann Hinrich Focken: "Das wäre dann eine Abwägungsentscheidung. Sobald eine Baugenehmigung für die Lochmühle in Aussicht steht oder sogar schon erteilt wurde, können wir die Felssicherung auch genehmigen", sagt er. Hintergrund sei der zu erwartende zusätzliche Durchgangsverkehr. "Bislang laufen in diesem Bereich des Malerwegs nur wenige Wanderer entlang und laut Gesetzgeber besteht keine Haftung für auf der Natur beruhende Zwischenfälle. Es besteht derzeit keine Verkehrssicherungspflicht." Das schließt es aber nicht aus, Wege zu sperren, wenn etwa eine Gefahr auftritt. So geschehen am März 2018 am Malerweg.
"Sollte sich die Situation am Malerweg nun durch den Hotel- und Gaststättenbetrieb an der Lochmühle ändern, und viele Menschen dort entlanglaufen, ist eine Felssicherung naturschutzrechtlich möglich", sagt Johann Hinrich Focken, der sich bereits mehrfach selbst ein Bild vor Ort machte.
Welche Voraussetzungen hat eine Zustimmung durch die Landesdirektion?
Walter Bürkel, Vizepräsident der Landesdirektion betont ausdrücklich: "Wir würden gern helfen. Herr Häse müsste seine Baupläne aber komplett für alle Vorhaben bei uns beziehungsweise dem Landratsamt abgeben, damit wir alles prüfen können und gemeinsam mit ihm eine Lösung finden. Dennoch befindet sich das Areal, welches bebaut und umgebaut werden soll, am Rande des Nationalparks Sächsische Schweiz, und dieses bedarf besonderem Schutz." Genauer gesagt, handelt es sich an dieser Stelle um ein Landschaftsschutzgebiet, für das ausnahmsweise der Freistaat zuständig ist. Normalerweise sind die Gemeinden bzw. der Landkreis zuständig, die den Schutz unter Umständen auch streichen können.
Zudem stehen die Experten der Landesdirektion auch dem Hotelneubau, welches neben dem maroden Felsen geplant ist und zum Teil über die Schlucht hängen soll, skeptisch gegenüber. "An dieser Stelle ist das Hotel, so wie es jetzt geplant ist, wahrscheinlich nicht möglich", sagt Sachgebietsleiter Focken. "Laut Rechtsordnung in der Nationalparkverordnung ist das ein Eingriff in den Naturschutz und bedarf einer Erlaubnis. Dadurch würden unter anderem die bestehenden Schluchtenwälder zerstört, die offene Felsbildung vernichtet", sagt er.
Zudem lägen die entsprechenden Bauanträge auch noch gar nicht vor: "Bisher haben wir von Herrn Häse nur den Bauantrag für die Lochmühle mit Gaststätte und Hotel, die Errichtung des Aufzuges mit Zubringerbrücke, den Wiederaufbau des westlichen Gebäudeteils und den überdachten Freisitz erhalten", sagt Johann Hinrich Focken. Sobald alle Bauvorhaben neu oder überarbeitet eingereicht worden sind, könnte auch eine Lösung für das Hotel gefunden werden.

"Vielleicht gibt es ja auch noch andere Ideen", gibt der Vizepräsident der Landesdirektion Walter Bürkel zu bedenken. "Zum Beispiel stellt sich die Frage, ob das Hotel zwingend so über die Schlucht hängen muss. Gibt es für das Hotel eventuell einen anderen Platz oder kann die Bewirtschaftung der Lochmühle alleine wirtschaftlicher gestaltet werden? Auch der Aufzug könnte sicherlich anders gebaut werden, wodurch er nicht die offene Felsbildung beschädigt." Wichtig sei es, die Biotope nicht zu schädigen oder sie umzusiedeln, für Ausgleichsflächen bei Abholzung zu sorgen und vieles mehr: "Von den vielen Vorschriften gibt es Ausnahmen, auch im Landschaftsschutzgebiet", betont der Vizepräsident.
Für den Investor Hermann Häse ist der Neubau eines Hotels nach eigenen Worten zwingend nötig, da alleine die Lochmühle mit Gaststätte und zehn Zimmern sich rein wirtschaftlich nicht rechnen würde. Der gebürtige Lohmener wünscht sich, das Gelände unter historischem Vorbild komplett wieder neu aufzubauen und mit Leben durch Wanderer und Besucher zu erwecken. So könnten die Wanderer im Biergarten bei Snacks und Getränken verweilen, im Restaurant gepflegte Speisen einnehmen und in den Gästezimmern nächtigen. Das neue Hotel mit derzeit 46 geplanten Zimmern solle zusätzlich zahlungskräftige Besucher anlocken, auch Richard-Wagner-Fans, die von dort aus die Gegend erkunden und das weltgrößte Denkmal des Komponisten im Liebethaler Grund besuchen wollen.
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