Von Kathrin Schade
In der Nauwalder Gemeinderatssitzung flogen die Fetzen. „Ich kann doch nicht immer wieder Schreiben rausschicken und die Leute verunsichern“, brüskiert sich Udo Lindhorst. Das sei vor über einem Monat mit dem Fragebogen zum Abwasser so gewesen. Und nun sei das gleiche mit dem Änderungsbescheid zur Grundsteuer passiert. In dem Schreiben stehe unter anderem geschrieben: … Die Grundsteuer wurde nach den Hebesätzen der Stadt errechnet … „Die erhobenen Hebesätze entsprechen zwar denen der Nauwalder und sind rechnerisch richtig. Doch seit wann beschließt die Stadt Gröditz unsere Sachen? Wir sind trotz Verwaltungsgemeinschaft immer noch eine eigenständige Kommune“, wettert Lindhorst. Vor Wut haut er auf den Tagungstisch und macht erneut seinem Herzen Luft, indem er sagt: „Gröditz kriegt von uns Knete bis zum Abwinken für seine Dienstleistungen, und wir bekommen andauernd nur solchen Unsinn. Das darf doch wohl nicht wahr sein.“
In den Gröditzer Rathausstuben gesteht man zwar den Schreibfehler ein. Doch sei dies eine Bagatelle. In den Vordrucken des Steuerbescheids sei einfach nur vergessen worden, das Wort „Stadt“ mit „Gemeinde“ zu überschreiben. Überhaupt sei es unfair, aus den Zusammenhängen heraus die Stadt dermaßen schlecht abzustempeln. Bürgermeister Andreas Bölke dazu: „Die Verwaltungsgemeinschaft hat sich weder Nauwalde noch Gröditz herausgesucht, sondern es wurde per Gesetz so festgelegt.“ Es sei nur natürlich, dass, wenn solche ungleichen Partner zusammenkommen, der „kleinere“ immer die Befürchtung hat, untergebuttert zu werden. Er kenne sehr wohl die Meinung des Gemeinderates, der hinter jeder Entscheidung der Stadt etwas Böses vermutet. Ja der Verwaltung sogar unterstellt, dass die das alles nur macht, um die Selbstständigkeit von Nauwalde auszuhebeln. „Das ist in keinster Weise der Fall“, beteuert Bölke. Gröditz sei von Beginn an mit dem Ziel ins Rennen gegangen, Nauwalde nicht abzuzocken, sondern gerecht und fair miteinander umzugehen. Allerdings nicht zum Nulltarif. Es sei in der Tat so, das Nauwalde an Gröditz eine Verwaltungskostenpauschale zu zahlen hat. „Deren Höhe ist von der Rechtsaufsichtsbehörde geprüft und nicht nur für rechtens befunden worden, sondern auch als überaus moderat“, verteidigt sich Bölke.
Dem Frieden traut offensichtlich auch Bernd Damm nicht. Für ihn ist beispielsweise die ganze Diskussion um die Einsparung des zweiten Sprechtages in der Verwaltungsaußenstelle Nauwalde unverständlich. „Das soll Bürgernähe sein? Nur weil Gröditz sparen muss, werden bei uns Stellen gestrichen?“ Er stellte den Antrag, eine Infovorlage zu diesem Thema abzusetzen, da nicht ersichtlich sei, von wem die Argumente für die Notwendigkeit dieser Einsparung stammen. Die Nauwalder Amtschefin hatte zwar die Vorlage unterschrieben, doch die angehängten Argumente stammten nicht von ihr, versichert sie. Diese Anonymität sei ein Formfehler, Schuld die Stadt. Da die Stimmung mittlerweile angeheizt war, war sich der Gemeinderat (fast) einig: Weg mit der Vorlage. Lediglich Bürgermeisterin Barbara Hoffmann enthielt sich der Stimme.