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Neben der Grundschule sprudelt eine heiße Quelle

Freital. Das Zauckeroder Heizhaus hält einige Überraschungen parat. Wer bisher dachte, in dem Stadtteil wurde nur nach oben gebaut, liegt falsch.

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Von Stefan Brieger

Als in Zauckerode in den siebziger Jahren die Neubaublocks aus dem Boden gestampft wurden, entstand in dem Freitaler Stadtteil auch eines der damals modernsten Fernwärmenetze der DDR. Heute, rund 30 Jahre später, hat sich an der Technik nicht viel verändert. Die Steuerung der Anlage wurde zwar vom Computer übernommen. Die Leitungen und Maschinen sind aber größtenteils noch die alten.

Ein Problem ist das nicht: „Eine Modernisierung des Systems ist nicht erforderlich. In den Wohnungen sind ja auch noch die alten Anlagen eingebaut“, erklärt Klaus Schür. Er ist Abteilungsleiter für Wärmeversorgung bei den Technischen Werken Freital und zuständig für das Heizhaus in Zauckerode. Direkt neben der Glück-Auf-Schule gelegen, ist das Gebäude aufgrund des 54 Meter hohen Schornsteins schon von weitem zu erkennen. Von hier aus wird fast das gesamte Neubaugebiet mit Wärme versorgt.

Dafür stehen insgesamt 13 Heizkessel zur Verfügung. „Die laufen aber nicht alle gleichzeitig“, erklärt Schür. Je nach Außentemperatur werden Kessel zu- oder abgeschaltet. Mit ihrer Hilfe wird dann Wasser erwärmt. Um den Zauckerodern auch im tiefsten Winter richtig einzuheizen, muss die Flüssigkeit dabei fast zum Sieden gebracht werden. „Bei extremer Kälte brauchen wir 90 Grad warmes Wasser“, sagt Schur.

Damit die heiße Suppe möglichst schnell in die Wohnzimmer gelangt, gibt es drei Pumpen im Heizhaus. „Das Wasser wird dann direkt in die Heizkörper in den Wohnungen geleitet“, erklärt Schur. Damit die Leitungen und Rohre nicht irgendwann durchrosten, steht eine Wasseraufbereitungsanlage zur Verfügung.

Zur Zeit sind sechs Mitarbeiter der Technischen Werke in Zauckerodes „heißer Quelle“ beschäftigt. Kohlen müssen sie allerdings keine in die Öfen schippen. „Der Computer steuert das alles automatisch. Wir sind zur Überwachung hier“, sagt Schür. Damit man in den Neubaublöcken auch bei einem nächtlichen Havariefall schnell wieder warme Füße bekommt, sind die Mitarbeiter rund um die Uhr im Einsatz. „Wir haben eine 24-Stunden-Funk-Bereitschaft“, meint Schür. Falls wirklich mal etwas kaputt ist, bietet sich dem TWF eine besondere Reparaturmöglichkeit. Denn während moderne Heizungsrohre einfach in der Erde verbuddelt werden, sind die Zauckeroder Leitungen in einem Tunnelsystem eingebaut. Durch diese Schächte kann man bequem hindurchlaufen und eventuelle Mängel an den Heizrohren beheben.

Die Tunnelgänge ziehen sich unter den Straßen und Häusern durch den halben Stadtteil hindurch. Würde man beispielsweise auf der Oppelstraße ein Loch bohren, könnte man eventuell auf einen der Heizungskanäle treffen. Wer allerdings jetzt Lust auf einen unterirdischen Stadtbummel bekommen hat, sollte sich keine falschen Hoffnungen machen. Denn für die Kanäle gilt streng das Motto dieser SZ-Serie: Zutritt verboten.