Von Heiko Engel
China-Knaller explodierten vor ihren Füßen, als Waldemar (17) und Michael (18) von der Silvesterparty nach Hause kamen. „Packt eure Koffer und verpisst euch“, wurde den Brüdern aus einer Gruppe junger Männer zugerufen, die vor ihrer Haustür in Bautzen-Gesundbrunnen herumstanden. Die Jungs zogen im November mit ihrer Großmutter von Weißwasser in die Spreestadt, vor fünf Jahren war die Familie von Kasachstan nach Deutschland gekommen.
Waldemar und Michael sahen Bomberjacken, Glatzen, einen Sticker mit der Zahl „88“ („Heil Hitler!“) und einen Pulli mit „White-Power“-Aufdruck – alles einschlägige Neonazi-Symbole. Kurz darauf flogen die Fäuste. „Die ersten Schläge konnte ich noch einstecken“, erinnert sich Waldemar. Dann flüchtete er, rannte die Jan-Skala-Straße entlang, verfolgt von drei Angreifern. Michael hielten sie an der Jacke fest, warfen ihn zu Boden, traten ihm gegen den Knöchel. Der 18-Jährige konnte sich befreien, lief um sein Leben. „Wir machen euch kalt, wir machen euch fertig“, schrien die Männer. Dass das Gelenk verstaucht war, bemerkte Michael erst später. Am Neujahrstag musste er zur Notaufnahme ins Krankenhaus. Seine Jacke hätten die Schläger angezündet, berichtet der 18-Jährige.
Zwei Streifenwagen machten der Menschenjagd schließlich ein Ende. Zeitgleich waren in der Einsatzzentrale die Notrufe eingelaufen, 17 Minuten später trafen Beamte vor Ort ein, sagt Uwe Horbaschk, Sprecher der Polizeidirektion Oberlausitz/Niederschlesien zur SZ. In den vergangenen Wochen hätten Tatverdächtige ermittelt werden können. Die Kripo prüfe auch, ob die Schlägerei einen rechtsextremen Hintergrund habe, so Horbaschk.
Die Schreckensnacht war nach dem Polizeieinsatz aber noch nicht vorbei. Die Peiniger klingelten Sturm. „Sie brüllten Morddrohungen“, erinnert sich Waldemar. Beamte mussten erneut anrücken, bevor der Terror aufhörte. Seine schwerkranke Oma ist bis heute nicht zur Ruhe gekommen, hat immer noch Angst. „In der Nacht hatte ich fast einen Herzinfarkt“, sagt die 75-Jährige.
Inzwischen schaltete sich der Sozialarbeiter Bernward Kreutzkam von der Caritas ein. Er hat die Familie besucht und ins Caritas-Begegnungszentrum eingeladen. Gemeinsam soll überlegt werden, wie es weitergehen kann. Bekannt wurde der Gewalt-Exzess durch einen offenen Brief des Weißwasseraner Miteinander e.V. an OB Christian Schramm. Darin bittet die Vorsitzende Silvia Tesla, dem Vorfall nachzugehen. Auf ein Wort