Wie geht’s, Herr Singh?
Mir geht es sehr gut. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit hier in meinem kleinen Döner-Laden.
Wo kommen Sie her?
Ich bin in Indien geboren und 1997 nach Deutschland übergesiedelt.
Wie kamen Sie dann nach Ringenhain?
Erst einmal bin ich zu einem Verwandten nach Magdeburg gezogen. Etwas später hat es mich nach Op-pach verschlagen, wo ich zusammen mit einem Landsmann ein Döner-Geschäft betrieben habe. Mittlerweile wohne ich in Bautzen.
Und dann kam Ihnen die Idee, es mit einem eigenen Imbiss zu versuchen?
Richtig. Ich dachte mir, was der kann, kann ich auch. Ich habe mir einen mobilen Imbiss-Wagen gekauft und durch die Gemeinde Steinigtwolmsdorf haben wir dann den Stellplatz hier vor dem ehemaligen Gasthof Belke bekommen.
Stört es Sie, dass die Gaststätte leer steht?
Ich denke, dass es sich nicht negativ auf mein Geschäft auswirkt, wenn der Gasthof hinter uns zurzeit nicht genutzt wird. Immerhin hat ihn aber ein englischer Unternehmer erworben. Lassen wir uns überraschen.
Bereiten Sie derzeit alles für den Umzug in den fest installierten Container vor?
Ich verkaufe den Imbisswagen demnächst und beziehe nun den neuen und größeren Container. Das ist momentan nochmal zusätzlicher Stress zum eigentlichen Geschäft.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
In der Regel stehe ich halb sieben auf und fahre dann dirket zum Großmarkt, bevor ich um elf Uhr den Imbiss öffne. Gegen 22 Uhr schließen wir dann wieder.
Da bleibt mit Sicherheit nicht viel Zeit, um in der Freizeit etwas zu unternehmen.
Da haben Sie Recht. Nur sonntags kann ich meinem Hobby, dem Volleyballspielen, in Bautzen nachgehen. Ab und zu nehmen wir auch an Turnieren teil.
Sind Sie familiär gebunden?
Ich bin mit einer Steinigtwolmsdorferin glücklich verheiratet. Wir führen nun den Döner-Laden seit einiger Zeit gemeinsam, wodurch wir uns die Arbeit teilen können und so etwas weniger Stress haben.
Wie beurteilen Sie die Mentalität der Deutschen im Vergleich zu Ihren Landsleuten?
Meine Gäste hier sind immer freundlich. Egal, ob sie bei mir etwas zu essen kaufen oder nur vorbei fahren. Es wird immer gegrüßt oder sogar einmal gehupt. So entstehen auch nette Gespräche zwischen den Kunden und mir. In Indien sind nicht alle so freundlich gewesen.
Haben Sie viele Stammkunden oder überwiegen mehr die Leute, die auf der Durchfahrt mal schnell Halt machen?
Das hält sich die Waage. Ich habe schon viele Stammkunden, mit denen man auch mal ein längeres Gespräch führen kann. Begünstigt durch die Lage direkt an der Bundesstraße, halten aber auch viele Durchfahrende an, um schnell etwas zu essen.
Trotz alledem zieht es Sie bestimmt manchmal in die Heimat zurück, oder?
Das ist wahr. Einmal im Jahr besuche ich für mehrere Wochen meine Familie in Indien. Meistens im Winter. Denn dann kommen wegen der Kälte weniger Kunden.
Aber über Besuch aus der Heimat würden Sie sich doch auch freuen?
Mein Vater hat uns hier vor wenigen Wochen besucht. So hat auch er einmal die deutsche Kultur etwas näher kennengelernt und wir konnten einiges zusammen unternehmen.
Haben Sie Ihre Entscheidung, nach Deutschland zu gehen, schon mal bereut?
Nein. Ich habe mich hier gut eingelebt und bin hier verheiratet. Auch nach drei Jahren macht mir die Arbeit in Ringenhain Spaß.
Gespräch: Christian Pawelke