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Neuanfang in der Oberlausitz

Renate Knotharbeitet beim ambulanten Hospizdienst derDiakonie. Diese Arbeit liegt ihr einfach, sagt sie.

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Von Kerstin Fiedler

Es ist besonders ihre nette, besonnene Art, die den Menschen, die mit ihr zu tun haben, auffällt. Renate Knoth hat immer ein freundliches Wort auf den Lippen. Dass sie einmal laut wird, ist kaum vorstellbar. Das Frühstück mit ihrem Lebensgefährten Hans-Jürgen Diener genießt sie. „Wenn wir beide arbeiten gehen, gibt es das kaum einmal“, sagt sie. Gerade über Weihnachten gab es ein paar Stunden der Besinnung. Obwohl: Am zweiten Weihnachtsfeiertag herrschte dann doch Trubel. Da wurde Renate Knoth 50, was ordentlich gefeiert wurde. „Ich habe so viele schöne Geschenke und Blumen bekommen. Ich freu’ mich jetzt aufs Auspacken“, sagt sie. Denn dazu kam sie bisher nicht. Die Arbeit rief.

Eigentlich stammt Renate Knoth aus der Nähe von Kriebstein an der sächsisch-thüringischen Grenze. In Frankenberg arbeitete sie zunächst als Sprechstundenschwester, später lange Jahre in der Unfallambulanz. Doch mit zwei kleinen Kindern war der Schichtdienst nicht so einfach. Und so wechselte sie 1985 in die Gemeindeschwesternstation. Daraus baute sie nach der Wende die Sozialstation der Diakonie mit auf. Renate Knoth bildete sich weiter im Pflegedienst, wo sie auch eine heutige Bautzener Kollegin kennen lernte. „Menschlich und beruflich kamen wir uns näher und fuhren sogar zusammen in den Urlaub“, erzählt sie.

Bei der „Auswertung“ dieses Urlaubs – Renate Knoth hatte sich damals bereits von ihrem Mann getrennt – lernte sie Hans-Jürgen Diener kennen. Nach ein paar Telefonaten merkten beide schnell, dass sie viele Gemeinsamkeiten haben. „Wir haben Verständnis für die Arbeit und die Hobbys des anderen“, sind sich beide einig. Und für den 46-Jährigen war es wichtig, dass „sie meine Bienen mag“. Denn die nehmen einen Großteil seiner Freizeit ein. „Mir gefiel es in Bautzen, und in Spittel, wo ich jetzt wohne, ist es wunderschön“, schwärmt Renate Knoth. In den kleinen Ort zwischen Bautzen und Löbau zog sie vor drei Jahren. Denn im April 2002 konnte sie die Stelle im Hospizdienst der Diakonie in Bautzen annehmen. „Ich hatte erfahren, dass die Stelle frei ist und niemand sie so richtig haben wollte“, erzählt die 50-Jährige. Und einen Neuanfang, auch in beruflicher Hinsicht, fand sie gut.

Ihre beiden Söhne sind 27 und 25 Jahre und stehen auf eigenen Beinen. So fiel die Entscheidung nicht schwer. Und dass sie gleich zu Hans-Jürgen Diener nach Spittel in dessen Elternhaus zog, hat sie nicht einen Tag bereut. Sagt sie und lächelt ihn an. „Als ich die ersten Wochen hier war, habe ich ganz oft unterwegs angehalten, um zu fotografieren. Die Landschaft hier ist einfach faszinierend“, ist Renate Knoth noch heute begeistert.

Die Arbeit im Hospizdienst ist nicht einfach und kostet Kraft. Dennoch geht sie voll darin auf. „Die Arbeit liegt mir einfach, was sicher auch an meinem christlichen Glauben liegt“, überlegt sie. Zum Ausgleich braucht sie die Familie, die Natur und das Musikhören und Lesen, sagt Renate Knoth. Ganz schlimm wird es, wenn eine private Krise dazukommt. „In diesem Jahr starb mein Vater. Um den Schmerz zu überwinden, musste ich mich in der Arbeit zurücknehmen. Es ist wichtig, eigenes Leid zu verarbeiten und nicht nur anderen dabei zu helfen“, erklärt Renate Knoth. Ihr liegt am Herzen, dass die schwer kranken und sterbenden Menschen bis zum Schluss nach Möglichkeit zu Hause betreut werden.

Mittlerweile arbeiten 65 ehrenamtliche Helfer im Hospizdienst der Diakonie. Viele von ihnen hat Renate Knoth mit ausgebildet. Auf den auch durch sie ins Leben gerufenen ersten Hospiz- und Palliativtag ist sie stolz. Zeigt es doch, dass ihre Arbeit Beachtung findet. „Es wäre gut, wenn sich die Menschen noch eher trauen, unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn wir beizeiten in Kontakt treten, nicht erst, wenn eine Situation dramatisch ist“, wünscht sich Renate Knoth. Schließlich ist die Hilfe für den Betroffenen und seine Angehörigen kostenlos und anonym.