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Uhrenhändler kommt nach Kesselsdorf

Das Chemnitzer Unternehmen investiert 300.000 Euro und schafft neue Arbeitsplätze. Und das bereits in diesem Sommer.

Von Maik Brückner
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Stephan Sohn, Geschäftsführer der Zeitauktion GmbH aus Chemnitz, errichtet eine Niederlassung in Kesselsdorf.
Stephan Sohn, Geschäftsführer der Zeitauktion GmbH aus Chemnitz, errichtet eine Niederlassung in Kesselsdorf. © privat

Ein weiteres Unternehmen wird sich in Kesselsdorf ansiedeln. Die Zeitauktion GmbH aus Chemnitz lässt sich hier nieder. Das von Stephan Sohn gegründete und geführte Unternehmen ist ein spezialisiertes Auktionshaus, das weltweit hochwertige Uhren ankauft, restauriert und verkauft. Die Sächsische Zeitung wollte vom Geschäftsführer wissen, welche Pläne er mit der Neuansiedlung verfolgt.

Herr Sohn, verlegen Sie Ihren Firmensitz von Chemnitz nach Kesselsdorf?

Nein. Wir errichten in Kesselsdorf eine Werkstatt. Unser Unternehmen wird weiter von Chemnitz aus geführt. In Kesselsdorf beziehen wir eine 600 Quadratmeter große Fläche in einem fünfgeschossigen Gebäude. Dort investieren wir vorerst 300.000 Euro.

Warum haben Sie sich für Kesselsdorf entschieden?

Seit der Gründung der Firma 2002 wachsen wir kontinuierlich. Damals fing ich als Ein-Mann-Betrieb an, 2008 hatte ich zehn Mitarbeiter, gegenwärtig sind wir 45. Nun steht die nächste Erweiterung an. Ich habe mich nach Gewerbeflächen umgeschaut, die nah an Dresden und gut zu erreichen sind. Für die Nähe zu Dresden sprach, dass dort viele gute Uhrmacher wohnen. Einige davon arbeiten bei uns. Der Vorteil von Kesselsdorf ist die gute Anbindung über die Autobahnen und die Bundesstraße. Der Ort ist auch von Chemnitz gut zu erreichen.

Wie viele Arbeitsplätze werden in Kesselsdorf entstehen?

Wir wollen die Werkstatt am 1. Juni mit zehn Mitarbeitern eröffnen. Ein Teil wird neu eingestellt, die anderen Kollegen arbeiten zurzeit noch in Chemnitz und freuen sich, dass sie bald kürzere Arbeitswege haben werden. Perspektivisch wollen wir in Kesselsdorf 35 Mitarbeiter beschäftigen.

Spielte bei der Auswahl von Kesselsdorf die Nähe zu Glashütte eine Rolle?

Nein. Ich kenne Glashütte und weiß natürlich, dass dort hochwertige Uhren gebaut werden. Einige Marken haben wir im Angebot. Geschäftsbeziehungen zu den Firmen dort haben wir aber nicht.

Arbeiten Sie ähnlich wie die Glashütter Uhrenfirmen?

Ja, auch bei uns stehen Uhrmachertische in der Werkstatt. Allerdings konzentrieren wir uns nicht auf eine Marke. Unsere Uhrmacher prüfen gebrauchte Uhren namhafter Hersteller wie Breitling, Rolex, Omega und Glashütte Original mit modernster Technik. Das Uhrwerk wird auf seine Funktionsfähigkeit getestet und einem umfangreichen Test unterzogen.

Und bilden Sie auch aus?

Ja. Wir bilden zu jeder Zeit mindestens einen Lehrling aus.

An wen verkaufen Sie Ihre Uhren?

Die Nachfrage nach gebrauchten Uhren ist ungebrochen. 2008 verkauften wir - damals mit kleiner Belegschaft - 800 Uhren, in diesem Jahr werden es zwischen 5.000 und 6.000 Uhren sein. Etwa die Hälfte verkaufen wir an deutsche Uhrenliebhaber, circa 40 Prozent gehen ins europäische Ausland, die restlichen zehn Prozent erwerben Kunden außerhalb von Europa.

Die Corona-Krise führte dazu, dass weniger neue Uhren verkauft werden. Viele Uhrenhersteller haben Kurzarbeit. Wie geht es Ihrer Firma?

Gegenwärtig spüren wir noch keinen Rückgang wegen der Corona-Krise. Wirtschaftlich geht es uns noch gut. Sollte die Krise länger anhalten, könnten auch wir die Krise zu spüren bekommen.

An welchen Preisen orientieren Sie sich?

Unsere Firma ist kein Händler der angebotenen Marken-Uhren. Deshalb unterliegen wir keiner Preisvorgabe dieser Hersteller. Unser Anspruch ist, bestes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Wir richten unsere Preise konsequent an unserer Niedrigpreis-Garantie aus.

Letzte Frage: Wie viele Uhren besitzen Sie?

Ich besitze eine Schweizer Armbanduhr aus den 1940er-Jahren und eine A. Lange und Söhne Taschenuhr.

Der Gründer aus Chemnitz

Stephan Sohn (42) wuchs in Chemnitz auf und wollte eigentlich ins Filmgeschäft einsteigen und Animationsfilme drehen. Letztlich entschied er sich für ein Informatik-Studium in Dresden, das er als Diplom-Informatiker abgeschlossen hat. Als Student hat er sich mit der Reparatur von Uhren etwas dazu verdient. Seine Liebe zu den Zeitmessern rührt von einer Uhr, die er als kleiner Junge in den Händen halten durfte. Es war eine Taschenuhr seines Vaters, eine goldene A. Lange und Söhne aus Glashütte. Diese hatte sein Urgroßvater als Ehrenbürger von der Stadt Annaberg 1901 bekommen. "Es waren aber nicht einfach nur die Uhr und die Mechanik, was mich begeisterte, sondern auch der Wert und die Geschichte einer solchen Taschenuhr", sagt der Unternehmer. Aus dieser in der Kindheit geborenen Leidenschaft für Uhren ist nach vielen Jahren die Zeitauktion GmbH entstanden. Stephan Sohn ist deren Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer.

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