Von Heike Sabel
Früher war Roswitha Sucker aus Pirna viel in Heidenau, heute ist sie Heidenauerin. Als die Häuser auf der Käthe-Kollwitz-Straße zum Sonnenhof umgebaut wurden, kam sie oft vorbei. Als dann ihr Mann vor gut einem Jahr starb, dachte sie sich, hier mit ihrer behinderten Tochter zu wohnen, wäre eine Lösung. Eigentlich wollte sie eine große Zwei-Raum-Wohnung. Doch die waren schon weg. Nun hat sie eine kleine Drei-Raum-Wohnung. Es war eine der Letzten, die frei waren. Die Letzte wurde zum 1. Juli vermietet. Der Sonnenhof ist voll.
Am Anfang kamen viele, interessierten sich, konnten sich aber nicht gleich entscheiden. Nun haben sie es sich überlegt, kommen wieder und wundern sich, dass nichts mehr frei ist. Grit Gärtner bedauert, ihnen absagen zu müssen. Sie ist die Frau des Nachbarschaftsvereins, der vor Ort im Auftrag der Wohnungsbau- und -verwaltungsgesellschaft (WVH) die Organisation und Betreuung übernommen hat.
Gleichzeitig freut sich Grit Gärtner, dass der Sonnenhof ein reichliches Jahr nach der Einweihung so gefragt ist. Nicht nur der Sonnenhof, auch andere betreute Wohn-Projekte, wie zum Beispiel das der Johanniter auf der Sedlitzer Straße in Heidenau. Für das Objekt der WVH auf der Dresdner Straße ist die Nachfrage ebenfalls groß. Wird eine Wohnung frei, ist sie schnell wieder vergeben.
Das Durchschnittsalter der Sonnenhof-Bewohner liegt bei 78 Jahren. Roswitha Sucker gehört mit ihren 71 also zu den Jüngeren. Der jüngste Bewohner ist ein 41-Jähriger im Rollstuhl, der derzeit Älteste ist 92. Zur wöchentlichen Spielerunde kommen zwischen vier und 20 Leute, zum Kaffeeklatsch zwölf bis 25, zum Sommerfest waren 27 und ein Angehöriger dabei. Mal kommen die Tanzmäuse aus der benachbarten Kita Flohkiste vorbei, mal die Kinder vom Singekreis. Manchmal ist es etwas schwierig, Veranstaltungen zu planen, sagt Grit Gärtner, weil sich die älteren Leute schnell mal umentscheiden, sei es wegen des Wetters oder der Gesundheit. Ein anderes Problem ist die Klarheit über den Unterschied zwischen Betreutem Wohnen und Pflegeheim. Den muss Grit Gärtner immer wieder erklären. Im Sonnenhof und ähnlichen Objekten wohnen die Leute selbstbestimmt in ihrer eigenen Wohnung. Das kann auch noch mit einer Pflegestufe möglich sein. Für bestimmte Serviceangebote zahlen sie eine Pauschale. Die beträgt für den Grundservice bei einem Ein-Personen-Haushalt 80 Euro pro Monat, bei zwei Personen 120 Euro. Dazu gehören die Rezeption, Vermittlungen, die Veranstaltungen und die Möglichkeit, Räume für Feiern zu nutzen. Jeder kann den Essen- oder Pflegedienst seiner Wahl buchen.
„Erst wenn es gar nicht mehr geht, gehen die Bewohner in Heime“, sagt Grit Gärtner. Das ist das Prinzip der Betreuten Wohnprojekte. Die Menschen schätzen ihre Selbstständigkeit, gleichzeitig das Gefühl, es ist jemand da, und die damit verbundene Sicherheit. Deshalb auch die große Nachfrage. Die WVH plant indes schon das nächste Objekt. Sie will den Sonnenhof erweitern.
Roswitha Sucker hat sich inzwischen eingelebt. Reichlich zwei Monate wohnt sie nun im Sonnenhof. „Wir haben viel Spaß, alle sind nett.“ Die Pirnaerin hat die Entscheidung nicht bereut.